In jedem von uns leben archetypische Figuren – der weise alte Mann/Frau, die gute Mutter, der Vater, der Märchenprinz, die Prinzessin etc. die uns unbewusst als Vorbild dienen, deshalb werden Kindern Mythen und Märchen erzählt, deshalb gehen wir ins Kino, ins Theater … daraus speisen sich ganze Kulturen. Diese Figuren in uns sind aber auch so etwas wie ein Initialzünder für bestimme Verhaltensweisen wenn sie angesprochen werden. (zb. in der Werbung: Was ist der Marlboro Mann anderes als der Märchenprinz, der einsam in die Welt hinauszieht um die schöne Prinzessin zu erobern und mit welch unglaublichem pecuniären Erfolg hat er das für Phillip Morris getan).
Wenn nun jemand auf dieser Klaviatur spielt und sich geschickt zum jugendlichen Prinzen hochstilisiert, zum einzigen Prinzen, ( Che ) der gegen die dunklen Mächte auftritt, der mit seinem jugendlichen Elan die Bösen vor sich hertreibt, dann hängen nur all zu schnell an ihm die Hoffnungen und Träume von Jugendlichen, die dann nur mehr die archetypische Kraft dieser Figur sehen und die Inhalte die damit transportiert werden nicht mehr hinterfragen. Solche Leute reden von Blut und Boden und Ehre und Vaterland und Volkstum etc.. und sobald das in den Köpfen ist, ist dagegen mit rationalen Argumenten kaum noch anzukommen, weil es sich mit den Mythen und Märchen zu einem vermeintlich tiefen Gefühl verbindet. Darum muss man dem entgegentreten. Jetzt, Sofort.
Da in jeder Gesellschaft eine gewisse Anzahl von Individuen existiert, die von irrationalen Ängsten beherrscht sind – sei es vor Spinnen oder kleinen Räumen oder vor dem Fremden – ist es für den Märchenprinzen einfach, diese Ängste zu instrumentalisieren, indem er sie verstärkt, indem er diesen Individuen eine ständige Bedrohung suggeriert, gegen die nur er mit seinen Werten als Retter auftreten kann. Damit hat man in der heutigen Mediendemokratie einen fixen und geschützten Arbeitsplatz im Parlament. Ist das aber Politik? Ist das ein Politiker? Nein natürlich nicht: Das ist jemand, der einen Politiker spielt, jemand, der mit einer gefälschten Eintrittskarte den Saal betritt und sein Publikum über seine wahren Absichten und Hintergründe und Hintermänner im Unklaren lässt.
Die Hoffnung, dass so jemand alleine dadurch, dass man ihn ignoriert wieder von der Bühne verschwindet, hat sich mehr als einmal als Illusion erwiesen.