Wenn man die Bilder in den Nachrichten sieht – man fasst es kaum, dass wir im 21. Jahrhundert mit all seinen Möglichkeiten leben. Tausende Menschen mit Kind und Kegel auf der Flucht. Der Zahnarzt aus Homs mit seinen zwei Kindern, der Schneidermeister aus Aleppo, der bis zum Schluss geglaubt hat, es muss doch bald wieder der Frieden kommen, mit dem Teil seiner Familie, der überlebt hat. Eine Krankenschwester, deren Arbeitsplatz zerbombt wurde. Junge Männer, die mit ihrer Ausbildung auf Jahre hinaus im vollkommen zerstörten Syrien keine Chance auf eine geregelte Arbeit haben werden. Eine Frau im Rollstuhl, von ihren Kindern bis an die slowenische Grenze gebracht. Eine Familie aus Afghanistan die nicht gewillt ist dem wiederaufflammenden Terror und den fundamentalistischen Ansichten der radikalen Taliban zu folgen. Sie alle sind auf und davon. Sie stehen frierend im Regen und übernachten im Freien, weinende Kleinkinder auf den Armen. Ihr Traum – Friede, Freiheit und ein kleines Stück normales Leben, ein kleines Stück vom Glück.
Und wir? Wir sitzen im Warmen und können uns nicht vorstellen, wie es ist, zuzusehen wie nach und nach um einen herum, alles was zur eigenen Kultur gehörte, in Trümmer geschossen wurde. Wie es ist, wenn jeder Schritt auf der Straße mit Lebensgefahr verbunden ist. Wenn man Nahrungsmittel nur noch auf geheimen Schleichwegen organisieren kann. Wenn Strom und Wasser ausfallen und die medizinische Versorgung schon lange zusammengebrochen ist. Wenn man täglich Angst hat, dass eines der Kinder in die Hände der IS Garden fällt, vergewaltigt oder in deren Kampftruppen gezwungen wird. Nein, wenn man im Warmen sitzt braucht man sich so etwas nicht vorstellen.