Drei Lehrerinnen führen eine größere Gruppe von Kindern über einen Bahnübergang, bei bereits geschlossenen Schranken, um den Bus noch zu erreichen, der die Gruppe nach Hause bringt. Am anderen Tag steht die Aktion in allen Tageszeitungen und den Lehrerinnen droht der Rauswurf aus der Schule. Begründung: Unverantwortliche Gefährdung, katastrophale Beispielwirkung auf die Kinder . Unser Schulsystem zielt auch heute noch in weiten Bereichen darauf ab, fleißige Ameisen zu erziehen, die ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen, sich unterordnen und nicht allzu viel hinterfragen. Die sind dem System die Liebsten. In einer Leistungsgesellschaft muss das Wollen der Menschen dahingehend ausgerichtet werden, als Teil dieser Gesellschaft zu funktionieren. Dazu gehört, dass Bedürfnisse geschaffen werden die für eine Leistungsgesellschaft förderlich sind. Darum wird von Kindesbeinen an, einerseits das Konkurrenzdenken geschürt, andererseits aber darauf geachtet, dass ja keiner die vorgegebenen Normen verletzt. Wir bleiben vor einer roten Ampel stehen selbst als Fußgänger, auch wenn weit und breit kein Auto zu sehen ist. Das nennt man Konditionierung oder unbedingten Gehorsam. Wir sollen die Besten sein, aber dort, wo die anderen es von uns wollen. Unsere eigenen Interessen und Talente interessieren im Allgemeinen nur wenig. „Der Nagel der heraussteht wird eingeschlagen“, sagt man in Japan zu dieser Art der geistigen Normierung und Nivelierung.
Zusätzlich müssen für diese eingeschlagenen und angeschlagenen Nägel, Anreize geschaffen werden, damit später, das Bedürfnis nach Selbstüberhöhung, durch geeignete Statussymbole, die Menschen zwingt, möglichst viel zu arbeiten, um an diese Statussymbole zu gelangen. Man nennt diesen Weg Karriere.
Drei erwachsene Frauen, die hören sehen und denken können, führen eine Gruppe Kinder über den Bahndamm. Nur weil der Schranken herunten ist, heißt das noch lange nicht, dass der Zug fährt und die drei werden es sich wohl überlegt haben ob das jetzt riskant ist oder nicht. Sie haben eine Entscheidung getroffen und da kein Kind überfahren wurde, war die Entscheidung wohl die Richtige. Sie hat nur eine katastrophale Beispielwirkung auf Kinder. Es könnte passieren, dass aus diesen Kindern Erwachsene werden, die selber zu denken und zu entscheiden gelernt haben
Züge haben einen sehr langen Anhalteweg und kommen meistens mit hoher Geschwindigkeit. Ich finde es verantwortungslos wie die Lehrerinnen gehandelt haben. Sie haben Recht, es ist nichts passiert, zum Glück.
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