Als ich Anfang der 80er Jahre zum ersten Mal nach Dänemark reiste, fiel mir direkt an der Staatsgrenze ein Schild auf. Darauf stand: Bitte fahren sie in Dänemark langsam und vorsichtig. Wir sind nur 5, 1 Millionen und jeder fehlt uns. Diese Form von staatlichem Humor war mir aus Österreich gänzlich unbekannt. Auch die autonome Siedlung von Christiania, die 1971 auf dem Gebiet eines ehemaligen Militärgeländes am Rande von Kopenhagen entstand, und von der Stadt und der Regierung geduldet wurde löste Erstaunen aus. Während in Deutschland und Österreich Hausbesetzer mit brachialer Gewalt entfernt wurden, überließ man dort ein ca. 34 ha großes Gelände einfach den Jugendlichen und jedem der sich dort niederlassen wollte. Es entstand ein Hippie- Homeland mit Selbstverwaltung, das bis heute existiert. Aus Sicht der dänischen Behörden handelte es sich um eine staatlich geduldete autonome Gemeinde. Man ließ die Leute gewähren und der Tenor der Dänen war: Jeder soll so leben können, wie er will. Und außerdem, wir können ja nicht unsere eigenen Kinder vertreiben. Ebenso offen waren die Dänen in Punkto Sexualität und weichen Drogen. Homosexualität wurde bereits 1933 als menschliche Variante der Sexualität erkannt und nicht mehr mit Strafen verfolgt. (Schweden 1944, Österreich 1971). Und obwohl der Handel mit Cannabis für Großdealer Strafen vorsieht, konnte man sich in Christiania in der Pusher Street vollkommen ungehindert mit Gras und Haschisch eindecken. Was die Arbeitszeiten betrifft, so gehören die Dänen zu den Europäern, mit den kürzesten Arbeitszeiten Europas, aber gleichzeitig zu den produktivsten Gesellschaften der EU. Ich wollte immer in einem Land wie Dänemark leben. Ein Land in dem Menschen unabhängig von ihrer Stellung in der Gesellschaft, auf Augenhöhe miteinander verkehren und Gleichheit so gelebt wird, wie sie im Gesetz steht. Dänemark war für mich immer mit dem Begriff der Moderne verbunden. Frei denkende und frei lebende Bürger, denen Hierarchien nicht wichtig sind, die Ämter nicht anstreben weil sie das für ihr Ego brauchen, sondern, weil sie etwas zum Allgemeinwohl beitragen wollen. Wenn man Österreich dem gegenüberstellt, dann hat man zumindest momentan das Gefühl, dass uns diese Regierung, ähnlich wie in Polen und Ungarn, in die Antimoderne zurück reglementiert. Der gelernte Österreicher, in dem noch immer der autoritätsfürchtige k.und k. Duckmäuser steckt, lässt sich nach wie vor am Gängelband führen und in seiner Sehnsucht nach jemandem der über ihm steht, gibt er die Macht des Souveränes an autoritäre, altbackene Nationalisten ab, die mit Uniform und Säbel Saufgelage veranstalten bis sie umfallen. Schlagende, deutschtümelnde Burschenschaftler und deren autoritär gesinnte Hintermänner aus der Wirtschaft haben plötzlich das Sagen. Leute deren Biotop in den meisten europäischen Ländern schon vor hundert Jahren ausgetrocknet ist. Nur im speicheldurchtränkten Moder der postnationalsozialistischen Gesinnung Österreichs haben diese uniformierten Quadrattrottel eine Existenzberechtigung. Manchmal glaube ich, ich bin im falschen Film.