Ein unmoralisches Angebot

In den letzten Tagen haben verschiedene Versicherungsunternehmen begonnen, eine neue Goldader zu verfolgen oder vielleicht eine Ölquelle zum Sprudeln zu bringen: Die Behandlung bei niedergelassenen Ärzten soll bei Privatversicherten mit einer entsprechenden Versicherungspolizze bezahlt und auch eine bevorzugte Behandlung garantiert werden. Das ist in Zeiten wie diesen sicherlich für viele interessant. In Oberösterreich sind derzeit 20 allgemeinmedizinische Praxen nicht mehr besetzt, Tendenz steigend. Da der Allgemeinmediziner der kompetente Erstbehandler und in der Folge Verteiler im österreichischen Gesundheitssystem ist, fällt ihm eine wichtige Rolle zu. Und lange Wartezeiten sind halt nicht jedermanns Sache. Das Gleiche gilt für Fachärzte, auch dort sind – der Bevölkerungsstruktur entsprechend – die Termine immer knapper. Da könnte man doch ein Geschäft machen denken die Krämerseelen in den Versicherungen. Wenn es gelingt, den Ärzten Verträge mit den Privatversicherern schmackhaft zu machen, und dann schaut, dass man sie in eine gewisse Abhängigkeit bringt, dann kann man ordentliche Gewinne verbuchen. Wie dieses Angebot für die Ärzte aussieht ist nachgerade abenteuerlich. Für ein paar Euro mehr sollen sie garantieren, dass sie in Zukunft für Privatversicherte der Uniqa und Merkur rund um die Uhr telefonisch und für Videokonsultationen erreichbar sind. Garantieren sollen sie weiter, dass jeder Patient mit so einem Vertrag zumindest innerhalb 2 Tagen einen bevorzugten Termin erhält. Die damit verbundene Bürokratie, die die Versicherer den Ärzten aufbürden möchten, ist erdrückend. Auch die Direktabrechnung mit der Versicherung ist nur dann garantiert,wenn der Versicherte seine Prämien brav zahlt. Tut er das nicht, muss der Arzt hinterherlaufen. Und die Vertragsbedingungen soll er auch noch geheim halten. Hier wird gerade begonnen, ein neues privates Kassensystem einzuführen, dass die Profite der Versicherer erhöhen und die Gebietskrankenkassen konkurrieren soll. Die Ärzte, die man dazu braucht, werden kaltschnäuzig in Knebelverträge gelockt und das Solidarsystem, das allen Bürgern zur Verfügung steht, soll unterlaufen werden. Dem Versuch, die Ärzte für die Interessen der Privatversicherer zu instrumentalisieren, wird hoffentlich eine klare Absage erteilt.
Werte Versicherer, diese Verträge könnt ihr euch dort hin schieben, wo sie hingehören.

NB: Der derzeitige Finanzminister war vorher bei der Uniqa angestellt. Er wird wohl die Patronanz übernehmen.

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