Seit ich groß bin, erklärt mir meine kleine Tochter die Welt. Dazu gehört, dass sie für Dinge oder Menschen oder Vorgänge einen Begriff erfindet, der etwas, das eigentlich keinen Namen hat, beschreibt oder benennt. Das Erfinden gehört natürlich zu ihrem Beruf und darin ist sie gut. Seit sie selber schreiben kann, bekommen wir fast jedes Jahr einen Adventkalender. Für jeden Tag, bis Weihnachten, gibt es dann eine in Worte gefasste Erkenntnis über jemanden oder etwas, das man im Alltag nur wahrnehmen kann, wenn man – wie Antoine de Saint-Exupéry es sagt – mit dem Herzen sehen kann. Denn bekanntermaßen sieht man nur mit dem Herzen gut.
Heute aus dem Lexikon der geheimen Weltsicht : Der Philanphob
Philanphob, der: Eine Person, die vor einer anderen Kreatur Angst hat und ihr dennoch mit Freundlichkeit begegnet. Der Arachnophobiker beispielsweise, der sich trotz aller Panik dazu durchringt, die Spinne im Schlafzimmer nicht wegzustaubsaugen, sondern sie mittels Marmeladeglas in den Garten zu verfrachten und dort unter gejapsten Quietschlauten in die Rosenbüsche zu kippen. ( Die Quietschlaute des Phobikers, nicht der Spinne). Philanphoben sind selten und wertvoll und verdienen alle Kekse der Welt.