Seit dem Votum für den Austritt Englands aus der EU pflegt David Cameron den Fasanen, die er erlegt, den Namen Boris zu gegeben. Eine Reminiszenz an seinen Kontrahenten Boris Johnson, der ihn nicht nur das Amt des Ministerpräsidenten gekostet, sondern auch ganz England in einen Taumel der Ungewissheit und politischen Lähmung versetzt hat. Seit der Abstimmung ist inzwischen einige Zeit vergangen und der Austritt sollte in zwei Monaten vollzogen werden, aber niemand weiß wie. Gerade die Brexit – Befürworter wie Boris Johnson oder Nigel Farage tragen zu einer Lösung des Problems am allerwenigsten bei. Nigel Farage fantasiert bei Interviews zwar von der ehemaligen Größe Englands, zu der die Trennung von Europa wieder führen werde, aber wie das genau gehen soll, weiß er leider auch nicht. Man fragt sich, ob dieser rechtskonservative Landjunker in früheren Tagen, beim Polospiel eins über die Rübe gekriegt hat. Ein Weltreich ? Eine Großmacht ? Wo? Zwischen Europa, China, Russland und Amerika ist in Zukunft verdammt wenig Platz. Das wird wohl ein feuchter Traum der englischen Nationalisten bleiben.
Der gleiche Populismus, der in Europa allenthalben Fuß fasst, hat in England eine Pattsituation in den politischen Institutionen herbeigeführt und zu der Krise des neoliberalen Kapitalismus und des Wiederauflebens des rassistischen Nationalismus geführt, der letztendlich im Brexit gipfelte . Letzterer ermöglicht die Verdrängung der politischen und ökonomischen Krisen, indem er den Traum der Wiederherstellung nationaler Größe vorgaukelt. Die Befürworter im Volk, die erst langsam begreifen, dass sie über die Folgen des Brexit belogen wurden, trösten sich damit, dass die ökonomische Situation in den ersten Jahren halt schlechter sein wird, aber dann kommt irgendwie der große Aufschwung. Frei von der europäischen Knechtschaft wird ein wirtschaftliches Wunder geschehen…. Dass tausende Arbeitsplätze verloren gehen werden, trifft halt nur die Armen, das tut den englischen Kapitalisten nicht weh, das hat ihnen noch nie weh getan.
Andererseits, und das muß man auch sagen, verkörpern die Briten in vielerlei Hinsicht geradezu paradigmatisch europäische Tugenden und europäische Kultur. Es ist beschämend und schade wenn sie, die eigentlich vorbildliche Europäer sind, Europa verlassen.