Zu Ende gedacht..

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass österreichische Journalisten immer wieder ein neues Lieblingswort haben. Ein Wort, das man dann in vielen Zusammenhängen in der Tagespresse wochenlang immer wieder hört. Vor geraumer Zeit war es das Wort „klandestin“, was so viel bedeutet wie verborgen versteckt aber auch im Sinne von konspirativ zu verstehen ist. Zu Zeiten von Ernst Strasser, KH Grasser, Graf Ali Mensdorff und der Eurofightergeschichte war dieses Wort ziemlich oft zu lesen. Jetzt gibt es ein neues Wort, das man in den letzten Tag oft gehört hat. Es heißt „Erzählung“. Gemeint ist damit die Darstellung einer Handlung, eines Ablaufes oder einer Verhaltensweise, die der Berichterstatter bewusst in Hinblick auf ihre Wirkung auf ein bestimmtes Publikum gestaltet. Da ist einerseits von einer Erzählung die Rede, die eine Partei gestaltet, um sich in den Augen potentieller Wähler positiv darzustellen. Da gibt es aber auch Erzählungen, die in erster Linie dazu da sind, die Wahrheit zu verschleiern oder langsam hinter dieser neuen Erzählung zum Verschwinden zu bringen. Wir hören nicht nur das Wort ständig, es wird uns auch ständig das aktuelle Geschehen in immer wieder neuen Erzählungen neu konstruiert. Man könnte auch sagen: Die Politiker sind gerade dabei eine Erzählung zu erfinden, hinter der die skandalösen Geschehnisse der letzten Tage langsam verschwinden sollen, oder mit anderen Worten, die FPÖ und die ÖVP lügen jetzt im Nachhinein eine Geschichte zurecht, die uns alle glauben lassen soll .. is eh nix passiert, a bsoffene Gschicht …und die Bösen sind eh schon weg. Und die Bösen selber arbeiten auch schon an einer Erzählung, die zuerst die naiven Gemüter überzeugt und über deren Mundpropaganda langsam zum Allgemeingut im kollektiven Gedächtnis wird.

Ein Beispiel: Johann Gudenus tut kund, dass er zum Zeitpunkt der Ibiza-Videos an einem burn out Syndrom litt, dass er weiters Medikamente einnehmen musste (der Arme) und er überhaupt davon überzeugt sei, dass ihm jemand Ko -Tropfen verabreicht hätte und seine Erinnerung deshalb auch nur mehr schemenhafte Züge habe. Ja wer jetzt, der Mossad? Oder kann es sein, dass Herr Gudenus schon als Kind in das Fass mit den KO Tropfen gefallen ist und seine psychische Verfassung ein Dauerzustand ist? Martin Graf, der Beglücker alter Damen, meldet sich auch zu Wort und relativiert für seine Klientel das, was geschehen ist mit den Worten:“Wer heute den Stab über unseren Heinz Christian Strache bricht, hat weder Ehre noch Treue und schon gar kein politisches Gespür im Leib.“ Was müssen wir aus dieser Erzählung schließen? Dass das, was HC Strache geplant hat vielleicht nicht superdemokratisch, aber im Rahmen einer klandestinen Grundübereinkunft eh vertretbar war? Ein einziger Pressekommentar dazu erwähnt, dass Ehre und Treue eigentlich eine Angelegenheit der SS war. Man nimmt es hin, so wie wir dieser Erzählung der FPÖ schon lange Zeit zuhören und abgestumpft sind für die Infamie die dahinter steckt. Und Strache selber gibt die Parole aus: Jetzt erst recht, was so viel bedeutet wie: Ich bin ja nur hereingelegt worden, eigentlich bin ich ganz unschuldig, sonst würde ich mich ja nicht trauen, jetzt erst recht zu sagen. Auch seine Entschuldigung, dass alles nur Aufschneiderei sei an die Adresse von Glock , Novomatic, etc. gehört schon zur neuen Erzählung, denn die Einkommensverhältnisse der Partei stehen gerade ein wenig im Rampenlicht. Genau wie die Mitleidserzählung, dass Straches Frau Philippa mit Kind und Kegel ausgezogen ist und den armen Mann vorerst zumindest alleine lässt, um seine Sünden zu bereuen. Dass sie sich aber weiterhin als Tierschutzreferentin der FPÖ um die armen Viecherl kümmern wird , weil ja.., sonst nationaler Viecherl- Notstand. Bei allem Leid noch Verantwortungsgefühl heißt die Erzählung. So sind wir! Ruhig und besonnen und unbeugsam, das ist auch die Erzählung, die uns Norbert Hofer glauben machen will. Dazu gehört, dass er die Spendenliste seiner Partei natürlich sofort offenlegt und seine Behauptung mit treuherzigem Lächeln vorträgt, während seien Körpersprache durchaus etwas anderes sagt. Dass die Parteispenden über ganz andere Kanäle kommen und kaum nachvollziehbar sind, weiß der gute Norbert natürlich. Aber die Ungereimtheiten mit den fragwürdigen Vereinen dahinter, wird durch diese Erzählung schon ein wenig gemindert.

Aber jetzt zum zentralen Punkt im ganzen Geschehen, das hinter all diesen Erzählungen der letzten Tage bereits wieder zu verschwinden droht. Jede Erzählung hat ein Ende – ein gutes oder ein schlechtes. Wir glauben jetzt gerade an das Gute Ende, weil man diese Drecksäcke in flagranti erwischt hat und schließen damit ab, indem wir uns von Sebastian Kurz die Erzählung reindrücken lassen, dass er, der Messias, jetzt alles tun wird, gemeinsam mit unserem, gottseidank hochangesehene Bundespräsidenten, um die Lage zu normalisieren. Die neuen Minister werden gerade angelobt und dann ist alles in Ordnung. Dann wird die Akte geschlossen, weil da könnte ja vielleicht auch über die ÖVP und deren Finanzgebarung was rauskommen.

Leute ich sage euch, gar nichts ist normal und gar nichts ist in Ordnung. Es wird auch nie wieder etwas normal sein in diesem Land solange diese FPÖ im Parlament sitzt. Wir können alles verdrängen und vergessen, wie diese Nation es schon einmal getan hat, mit der Folge, dass wir noch Jahrzehnte lang eine braune Spur in der Weltgeschichte hinterlassen.

Denken wir jetzt darum alle einmal an das schlechte Ende der Erzählung:
Stellen wir uns vor, Ibiza war keine Falle, sondern die Oligarchen-Nichte wäre nicht nur scharf sondern auch noch echt gewesen. Ich wette, und das war ja offensichtlich, Gudenus und Strache hätten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Gehen wir also davon aus, dass – aus welchen Gründen auch immer- sie und etwaige Hintermänner Milliardenbeträge in Österreichs Politlandschaft investiert hätten und die Kronenzeitung tatsächlich zum Kampfblatt der FPÖ geworden wäre. Wenn ein Kurz Freund wie Rene Benko Teilhaber werden kann, wie einfach wäre das für noch mehr Geld mit Innen – ,Wirtschafts-, Justiz- und Außenminister als unterstützendem Begleitkommando dann für die FPÖ gewesen. Nehmen wir weiter an, die Krone* hätte in der Folge den ORF sturmreif geschossen, was sie ja schon versucht hat und der ORF wäre, wie Elmar Podgorschek das ausgedrückt hat neutralisiert worden. Dann wäre das erste Ziel, die Meinungs- und Deutungshoheit in diesem Land zu haben, erreicht. Die überwiegende Anzahl der Österreicher würden nur mehr einer Erzählung lauschen und die Oligarchen- Nichte würde Firma um Firma gründen und überall würde die FPÖ mitverdienen. Unser Wasser würde privatisiert und über eine Firma, an der die FPÖ natürlich auch insgeheim beteiligt wäre, als Österreichisches Quellwasser verkauft. Darüber hinaus könnte in der Folge mit viel Geld wie in Ungarn – Strache hat das ja erwähnt – der Rest der freien Presse entweder relativ leicht ausgehungert oder ebenfalls durch Strohmänner aufgekauft werden. Die Grundstrategie aller faschistischen Regierungen wäre erfüllt und weder ÖVP noch SPÖ könnten daran viel ändern. Dann hätte die FPÖ vielleicht bald eine Mehrheit im Parlament und könnte den Staat tatsächlich so umbauen, wie es ihr beliebte. Ein Innenminister, der quasi am ersten Tag seiner Tätigkeit einen illegalen Überfall auf den Geheimdienst macht, würde dem nicht im Wege stehen und ein Wirtschaftsminister aus dieser Partei würde jeden Vertrag für neue Rollbahnen oder den Ausbau von weiteren 2000 Umfahrungen, den die Firmen der Oligarchen-Nichte im vorlegt, unterschreiben. Parallel würde die staatliche Überwachung ausgebaut und so nach und nach Freiheitsrechte eingeschränkt. Straches Vorbild, der Korruptionist Victor Orban, den er vor wenigen Tagen noch besucht hat, und Salvini, Le Pen und die polnische Regierung hätten Beifall geklatscht und der Rest Europas hätte, genau wie über Ungarn, nur die Nase gerümpft, aber sonst wäre nichts geschehen.

Ich gehe also davon aus, hätte es sich um eine echte Nichte, die über viele Millionen verfügt, gehandelt, dann wären in Österreich alle demokratischen Kräfte, genau so wie in Ungarn, innerhalb von fünf oder zehn Jahren ausgeschaltet worden. Und aus diesem Blickwinkel muss man sich jetzt den Rest der FPÖ, die so tut, als bestünde sie aus ahnungslosen Unschuldslämmern, betrachten. Dazu muss man nur die Erzählungen, die innerhalb der Partei kursieren, anschauen und die bestehen aus hunderten nationalsozialistisch inspirierten Einzelfällen, aus der Zusammenarbeit mit dutzenden rechtsradikalen Gruppierungen und Leuten wie Elmar Podgorschek, dessen antidemokratische Einstellung einen Verbleib in der Landesregierung auf einmal ausschließt. Warum geht der jetzt erst ins Exil und nicht schon nach seiner Rede vor der AfD? Warum sitz da ein Norbert Hofer und lächelt smart und unschuldig in die Kamera. Kann man sich vorstellen, dass er Straches und Gudenus Programm, falls es den wahr geworden wäre, nicht eifrig unterstützt hätte? Und Herbert Kickl, ein Innenminister, dem es nichts ausmacht, nein dem es sogar ein Anliegen ist, inhuman und radikal zu sein, hätte der weg geschaut ? Wollen uns diese Leute weismachen, dass Strache und Gudenus wieder nur Einzelfälle sind? Dass der Parteichef und der geschäftsführende Clubobmann versoffene und versiffte Größenwahnsinnige mit nationalsozialistischen Hintergrund sind und der Rest der Partei nix weis und nix sagt und fest auf dem Boden der Demokratie verankert ist. Wollen sie uns diese Erzählung tatsächlich zumuten!

Es ist jetzt an der Zeit, das die Justiz diese Partei genau durchleuchtet und sowohl ihre Finanzierung als auch ihre Verbindungen zu extremen Zirkeln auf das genauste analysiert, den ich vermute, dass es sich um eine mafiöse Vereinigung handelt.
Der Mafiaparagraph, der schon einmal, auf Geheiß reicher Kaufleute, von der Republik gegen relativ harmlose Tierschützer eingesetzt wurde, hat hier seine Berechtigung.
§278a STGB

„Wer eine auf längere Zeit angelegte unternehmensähnliche Verbindung einer größeren Zahl von Personen gründet oder sich an einer solchen Verbindung als Mitglied beteiligt, 1. die, wenn auch nicht ausschließlich, auf die wiederkehrende und geplante Begehung schwerwiegender strafbarer Handlungen, die das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die Freiheit oder das Vermögen bedrohen, oder schwerwiegender strafbarer Handlungen im Bereich der sexuellen Ausbeutung von Menschen, der Schlepperei oder des unerlaubten Verkehrs mit Kampfmitteln, Kernmaterial und radioaktiven Stoffen, gefährlichen Abfällen, Falschgeld oder Suchtmitteln ausgerichtet ist, 2. die dadurch eine Bereicherung in großem Umfang oder erheblichen Einfluß auf Politik oder Wirtschaft anstrebt und 3. die andere zu korrumpieren oder einzuschüchtern oder sich auf besondere Weise gegen Strafverfolgungsmaßnahmen abzuschirmen sucht, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.“ (APA) – derstandard.at/1267131864979/Mafia-Paragraf-278a-STGB

*Auch die Krone arbeitet bereits an einer neuen Erzählung und schickt dazu einen recht sympathisch wirkenden, stellvertretenden Chefredakteur an die Front zur ORF Gesprächsrunde: Die neue Erzählung lautet: Wir sind Opfer, um Gottes Willen, welche Niedertracht. Nie haben wir diese Brut genährt, geschweige denn Geld genommen für Inserate oder so was, nein, nein gar nicht…..

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