Zwei Prozent von was ?

Während sich das Politk – Karussell in Österreich gerade um das Schreddern von Festplatten dreht, gelangt – kaum wahrgenommen – das Ergebnis von Norbert Hofers Jahrhundertcoup – dem Tempo 140 Versuch auf Autobahnen – an die Öffentlichkeit. Im Kontext mit den Veränderungen des Klimas ist das, im Gegensatz zu den innenpolitischen Ränken um Datenvernichtung, tatsächlich von Bedeutung. Es zeigt wie naiv und unsachlich alle Beteiligten mit der größten Herausforderung dieses Jahrhunderts umgehen. Die Quintessenz des Feldversuches: Es wird nur 2 % mehr CO2 erzeugt. Das klingt erst mal harmlos. Gleichzeitig wird uns erklärt, dass die Unfallhäufigkeit durch das höhere Tempo zurückgegangen ist. Was wohl suggerieren soll, dass schneller fahren zu weniger Unfällen führt und bei Tempo 200 gar keine Unfälle mehr zustande kommen. Versuchen wir also daraus einmal schlau zu werden und beginnen wir mit dem Rückgang der Unfälle: Statistiken sind nur dann gültig, wenn man eine gewisse Menge von Ereignissen zählt, die unter ähnlichen Umständen stattfinden. Nur dann sind sie aussagekräftig. Alles andere ist Humbug. Dann gibt es zusätzlich eine Unzahl von Faktoren, die man kennen muss, um statistisch brauchbare Daten zu erhalten. Es gibt nämlich etwas – man nennt es Bias die statistische Verzerrung – die systematisch oder zufällig sein kann. Wir wissen bei obigem Ergebnis nichts über die Art und den genauen Zeitpunkt der Datenerhebung und damit auch nicht, ob Verzerrungseffekte die Daten beeinflusst haben. Als zufälliger Bias wird eine Verzerrung bezeichnet, die sich nicht auf einen ursächlichen Zusammenhang zurückverfolgen lässt. Also, dass der Rückgang der Unfallhäufigkeit allein mit der Erhöhung der Geschwindigkeit erklärt werden kann, ist, solange wir über die Verzerrungseffekte nicht informiert sind, als Aussage wertlos. Eine weitere Form der systematischen Verzerrung kann übrigens durch „sozial oder politisch gewünschte“ Falschaussagen (Social-Bias) entstehen. Darum empfielt es sich bei solchen Studien, immer danach zu fragen, wer sie bezahlt hat. Aber wie immer gilt auch hier die Unschuldsvermutung.
Nehmen wir als nächstes die CO2 Menge: Ich habe an dieser Stelle einmal ausgerechnet (https://alfredwassermair.wordpress.com/2016/08/10/verkehrserzaehlung/), dass alleine die Autos, die täglich in und um Eferding verkehren, insgesamt 175 Tonnen CO2 täglich produzieren. Und Eferding ist jetzt nicht gerade eine international bekannte Großstadt, sondern das nach wie vor liebliche und sehenswerte Nibelungenstädtchen in Oberösterreich mit etwas mehr als 4000 Einwohnern. 175 Tonnen CO2-Gas kann man sich schwer vorstellen. Versuchen wir es also einmal so: 1 Liter CO2 wiegt 1,96 Gramm. 1 Kilo CO2 bei Normaldruck hat 509 Liter. Damit könnte man 36 handelsübliche Kinderluftballons füllen (ca. 14 Liter pro Ballon). Mit 175 Tonnen könnte man also 6 362 499 Ballons füllen. Würden die alle nebeneinander schweben, würden sie ein Gebiet von ca. einem Quadratkilometer beschatten. CO2 ist ja bekanntlich schwerer als Luft, würden diese 6 Millionen Ballons bei Windstille alle gleichzeitig in Eferding platzen, würden die Eferdinger, wie die Nibelungen an Etzels Hof ausgemerzt sein – sie würden alle ersticken.
Jetzt reden wir aber von der Autobahn, der Hauptverkehrsader Österreichs und nicht von den Nibelungen. Nehmen wir dazu Vergleichszahlen von der Asfinag: An der Südosttangente in Wien fahren täglich ca. 186 000 Autos. (68 Millionen im Jahr). Auf der Westautobahn bei Haid Traun sind es 110 000. An der Zählstelle Freindorf an der A7 Mühlkreisautobahn in der Gemeinde Ansfelden wurden im Schnitt 76.100 Pkw und Kleintransporter pro Tag gezählt.
Die eine Hofer-Teststrecke ist zwischen Sattledt und dem Knoten Haid – 32 Kilometer lang und die andere ist zwischen Melk und Oed in Niederösterreich – 88 Kilometer lang. Auf der oberösterreichischen Strecke fahren täglich 110 000 Autos. Das heißt pro Jahr 40 515 000 (vierzig Millionen und fünfhundertfünfzehntausend) Autos. Nehmen wir einen Durchschnittsverbrauch von 8 Litern bei Tempo 130 und rechnen wir mal ein wenig herum: Wenn 8 Liter auf 100 km, dann 2,56 Liter auf 32 km x 110 000 Autos täglich sind summa summarum 281 600 Liter Benzin die zwischen Sattledt und Haid verbrannt werden, pro Tag! Jetzt glauben ja die besonderen Trottel unter uns – und auch bei der geweihten Politikerkaste scheint es nicht anders zu sein – wenn man Benzin verbrennt, verschwindet es irgendwie oder wird zumindest weniger. Dem ist aber nicht so. Aus einem Liter Benzin entstehen 2,5 Kilo Co2 !! Bei der Verbrennung reagieren die Kohlen- und Wasserstoffatome im Benzin mit dem Sauerstoff aus der Luft. Jedes Kohlenstoffatom verbindet sich mit jeweils zwei Sauerstoffatomen zu einem Molekül Kohlendioxid, also CO2. Die Wasserstoffatome verbinden sich mit Sauerstoff zu Wasser, H2O. Vereinfacht gesagt, werden am Kohlenstoffatom bei der Verbrennung die leichten Wasserstoffatome gegen die schweren Sauerstoffatome ausgetauscht. Das heißt: Das, was hinten beim Auto als CO2 rauskommt, ist etwa dreimal so schwer wie der Ursprungsstoff, das Benzin. Da Benzin aber neben den Kohlenwasserstoffen aus einigen weiteren Inhaltsstoffen besteht, ist die tatsächliche CO2-Emission etwas geringer – also eben ca 2,5 Kilo pro Liter. Nehmen wir nun unsere 281600 Liter Benzin x 2,5kg dann haben wir pro Tag zwischen Sattledt und Haid 704 Tonnen Co2 erzeugt. Damit könnte man jetzt 25 595 428 Kinderballons füllen. Jeder hätte ungefähr einen Durchmesser von 30 cm. Da gingen dann rund 9 Stück auf einen Quadratmeter. Das ergäbe eine Fläche von 2,8 Quadratkilometer Luftballons. 2 % davon sind immerhin noch 14,08 Tonnen mehr pro Tag. Das Versuchsjahr hat also alleine auf der Strecke Haid-Sattledt – 14,08 x 365- ist 5139,2 Tonnen mehr an CO2 verursacht, bei einer Zunahme der Fahrgeschwindigkeit von lediglich 2 bis 4 km/h.Und das bezeichnen die ASFINAG und Hofer als vernachlässigbar. (Wieviel CO2 auf der niederösterreichischen Teststrecke – 88 km – im abgelaufenen Testjahr angefallen ist, das zu berechnen ist die Hausaufgabe für heute)
Wenn das grinsende Pokemon Norbert Hofer, wieder in der nächsten Regierung sitzt, soll die Tempoerhöhung auf ca. 50 % des Autobahnnetzes ausgedehnt werden und na ja, 160 km/h sind angedacht. Der freiheitliche Blaulicht-Gorbach (Austria ist to small for me) hat das ja schon einmal, im Jahr 2006 versucht.

Wir erleben gerade die ersten merkbaren und spürbaren Veränderungen, die sich gegen Ende diese Jahrhunders – wenn es so weiter geht – für unsere Kinder und Kindeskinder zur Katastrophe auswachsen werden. Was die Menschen weltweit trotzdem bewegt, dass sie immer wieder dieselben Trottel wählen, die nicht einmal die Grundrechnungsarten beherrschen, bleibt mir ein Rätsel.

CO2 ist ein wichtiger Bestandteil des globalen Kohlenstoffzyklus und als Bestandteil der Luft ein wichtiges Treibhausgas in der Erdatmosphäre: Durch menschliche Aktivitäten, allen voran die Verbrennung fossiler Energieträger, stieg der Anteil in der Erdatmosphäre von ca. 280 parts per million (ppm, Teile pro Million) zu Beginn der Industrialisierung auf ca. 400 ppm an (Messzeitpunkt Jahr 2015). Im Mai 2019 wurde in der NOAA-Messstation Mauna Loa in Hawaii ein Monatsdurchschnitt von rund 415 ppm gemessen, Tendenz weiter steigend. Dieser Anstieg bewirkt eine Verstärkung des Treibhauseffekts, die wiederum die Ursache für die aktuelle globale Erwärmung ist. Der Mensch produziert derzeit ca. 36.2 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr.

https://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/5611609/Wo-in-Oesterreich-am-meisten-Verkehr-ist

https://www.co2online.de/klima-schuetzen/mobilitaet/auto-co2-ausstoss/#c131031

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-co2-ausstoss-seit-1751/

https://kurier.at/politik/inland/gorbachs-tempo-160-test-endete-sang-und-klanglos/400070777

http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/wissen-und-bildung/wissenschaft/Verschwiegene-Wahrheiten-article3979505.html?fbclid=IwAR1gBqnn7IRo7QXESWGiTVv9ajmeYA9GTiTbkJqJs1I_qH-YCBTBE0myBcs

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