Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn

Cissy Kraner, legendäre Kabarettistin und Sängerin, hat dieses Lied von Hugo Wiener gesungen. Es beschreibt die Kalamitäten, die ein junges Mädchen mit ihrem Freund hat, nämlich dem  Leopold, der ihr den Vorderzahn ausgeschlagen hat, weil sie es gewagt hat, ihn zu kritisieren. Von allen anderen feige  im Stich gelassen beugt sie sich der öffentlichen Meinung und redet sich dann ein, dass er sie wohl aus Liebe schlug und wünscht sich zum Geburtstag einen Vorderzahn..

Der Tiroler Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler hat eine Umweltschutzaktivistin als widerwärtiges Luder bezeichnet, weil sie sich von ihm nicht unterbrechen ließ, als sie eine Petition übergab. Er hat sich zwar  entschuldigt als das öffentlich wurde – es gibt eine Videoaufzeichnung – aber sonst keinerlei  Konsequenzen gezogen. Sein Chef, der Expolizist Platter, sieht damit alles in geordneten Bahnen. Ein Rücktritt Geislers steht für ihn auf keinen Fall zur Debatte. Ein gestandenes Tiroler Mannsbild wird wohl noch widerwärtiges Luder zu einem widerwärtigen Luder sagen dürfen, zumal er sich eh entschuldigt hat, kann man daraus schließen. Die Grüne Landesrätin Ingrid Felipe, die direkt daneben stand, hat Geislers Aussage nicht gehört, also bestand auch kein Bedarf darauf zu reagieren. Jeder von uns, der in der Öffentlichkeit  eine Frau als widerwärtiges Luder tituliert, aus welchem Grund auch immer, steht wegen Ehrenbeleidigung vor dem Kadi. Politiker dürfen das, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.                                                                                                                              

Die Aktivistin darf sich jetzt zum Geburtstag auch einen Vorderzahn wünschen.

https://www.derstandard.at/story/2000117918020/wirre-erklaerung-zu-luder-sager-ruecktritt-fuer-geisler-aber-kein

Cissy Kraner/Hugo Wiener

In 14 Tagen habe ich Geburtstag
und wieder wird es sein wies immer war.
Die Mutter macht mir einen Braten,
d’ Schwester kauft mir was auf Raten
und der Vater sagt beim Essen:
„Ich hab wieder dran vergessen“.

Eine wünscht sich zum Geburtstag ein paar Nylon
oder gar an echten Mantel aus Flanell.
Ich hätt auch an Wunsch im Stillen,
doch der wird sich nicht erfüllen,
denn für solche Luxussachen
müsst man Tototreffer machen.

Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn,
den meinen schlug der  Leopold mir ein.
Ich weiß bis heute nicht warum er das getan,
aus Liebe kann es nicht gewesen sein.

Es hat vorher nicht den kleinsten Streit gegeben,
bis er grausam mich von seiner Seite stieß,
und in meinem jungen ihm geweihten Leben,
plötzlich diese große Lücke hinterließ.

Die Krankenkasse sagt mir: „ Das geht sie nix an,
denn das ist schließlich meine Schuld allein,
wenn sie das zahlen müsst, käme ja ein jeder dann
und hauat sich die Vorderzähne ein.“

Ich weiß nicht was ich ohne Zahn werd machen.
Es geht mir Tag und Nacht nicht aus dem Kopf.
Ich möcht alles darum geben,
selbst ein Jahr von meinem Leben
und wenn’s sein müsst auch das Tascherl
mit dem schwarzem Ledermascherl.

Heute Nacht war ich im Traum in einem Garten,
da erschien mir die Frau Krtsch als schöne Fee
und sie sprach, wenn ich was wolle,
dass ich mir was wünschen solle:
Kleider oder sonst was Feines,
doch ich sprach: „Ich möchte nur eines“.

Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn,
den meinen schlug der Ferdinand / Leopold mir ein.
Ich weiß bis heute nicht warum er das getan,
aus Ärger kann es nicht gewesen sein.

Wir sind Sonntag Abends noch beim Tanz gewesen
und er tanzte mit der Mizzi, die ich nicht mag,
und ich sagte noch: „Du tanzt mit diesem Besen!“,
als mein Vorderzahn auch schon am Boden lag.

Mein Bruder sah sich tags drauf die Bescherung an und sprach:
„Das büßt die Mizzi dieses Stück!
S’ heißt Aug um Aug und Vorderzahn um Vorderzahn“,
doch damit krieg ich meinen nicht zurück.

Wir haben einen Herrn, der unter uns wohnt,
mit den tu ich seit gestern kokettieren.
Ich war niemals eine Kirke
das weiß jeder im Bezirke,
doch wenn der mich möchte fragen,
dem könnt ich mich nicht versagen.

Er ist lang zwar nicht so schön als wie der Poldi,
denn er hat zwei linke Füße, das ist wahr.
Doch wenn auch nach meiner Meinung
seine äußere Erscheinung
nicht von einem Tenorist ist,
Hauptsach dass er ein Dentist ist.

Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn,
den meinen schlug der Ferdinand/ Leopold mir ein.
Die Resi sagt: „Sie weiß warum er das getan,
es muss aus Liebe doch gewesen sein.“

„Was sich liebt, das schlägt sich“, hört man oftmals sagen.
Bitte sehr – es ist vielleicht ja kein Genuss,
doch wenn er mir gar den Zahn hat eingeschlagen,
kann man vorstellen sich, wie der mich lieben muss.

Vielleicht kommt er sogar an mein Geburtstag an
und wenn mir der Dentist die Liebe gibt,
dann lächle ich mit meinem neuem Vorderzahn,
damit er sieht s’ ist alles wieder gut.

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