Der Kickl – Effekt

Es ist alles sehr kompliziert,  hat Bundeskanzler Fred Sinowatz  einmal gesagt.    Wie trefflich der Satz doch  in unsere Zeit passt. Niemand blickt mehr wirklich durch bei der Unzahl von Untersuchungsausschüssen, Unschuldsvermutungen und Korruptionsvorwürfen einerseits und Maßnahmen, Lockdowns, Fallzahlen und Notverordnungen andererseits.    Die handelnden Personen, angefangen beim Bundeskanzler bis hin zur abgefuckten FPÖ, alle irgendwie in dubiose Geschehnisse verwickelt,  agieren immer erratischer. Dass Kurz gerade jetzt nach Israel fährt, um mit Benjamin Netanjahu über eine Zusammennarbeit bei einer zukünftigen Impfstoffproduktion zu verhandeln, ist ungefähr so, als würde eine ganze Stadt brennen und der Bürgermeister fährt mal kurz weg, um mit einem anderen Bürgermeister über den zukünftigen gemeinsamen  Bau einer Fabrik für Feuerwehrautos zu plaudern. Inzwischen kollabiert der Gesundheitsminister unter der Last der Verantwortung, die er wahrscheinlich als einer der Wenigen spürt und ernst nimmt, und erlebt wohl sein zweites Burnout.

Herbert Kickl erkennt plötzlich Gottfried Küssel auf der Corona-Demo nicht mehr und auch niemanden von der AfD, wie er uns wissen ließ. Mag ja sein – der Küssel ist fett geworden – aber, dass Kickl damit glauben machen will, er hätte mit Neonazis nichts am Hut, ist lachhaft. Nachdem Kurz ihm mit der Übernahme der Hetzpropaganda gegen alles Fremde  ins türkise Parteiprogramm das Wasser abgegraben hat, stürzt er sich jetzt in die Schlacht um die Stimmen von hysterischen Hausfrauen und Gamsbartträgern mit hochgezwirbelten Bärten, die sich bei Anti- Corona- Demonstrationen gemeinsam mit Rechtsradikalen ein Stelldichein geben und beteuern, sie kämpfen für die Freiheit. Und da setzt Herbert  Kickl sich in einer unglaublich verantwortungslosen  Weise drauf, indem er diese Leute in ihrem  Weltbild voller Irrationalitäten bestärkt und bestätigt. Natürlich ist er klug genug, um zu wissen, was eine exponentielle Verbreitung des Virus bedeuten würde und er weiß natürlich, dass nur ein Lockdown und entsprechende Verhaltensregeln – wie es derzeit mehr oder weniger in allen  zivilisierten Ländern der Welt gehandhabt wird – eine solche Entwicklung aufhalten kann. Aber er ist nicht für die ungeliebten Maßnahmen verantwortlich und kann sich als Retter derer gebären, die sich voll Pathos selbst als Entrechtete sehen. Bei den Demos hat man das Gefühl, dass nicht 9 Millionen Menschen in Österreich  bzw. die ganze Welt von der Corona-Epidemie betroffen sind,  sondern grade mal 20 000  besonders Gescheite.

 Der Staat ist in einer der  schwierigsten Situationen seit dem  Bestehen der 2. Republik und Herbert Kickl denkt nur  daran, gerade das für sich auszunützen.  Mit seinem  Auftreten bei den Demos  und seinen unerträglich dummen Reden in Göbbels Manier zieht er nicht nur eine Menge Leute an, sondern er  trägt zur Eskalation bei und  gefährdet Polizisten  und Unbeteiligte und letztendlich auch die Gesundheit der Demonstrationsteilnehmer.   Man fragt sich, ob er einfach nur vollkommen verantwortungslos ist oder aber ein Fanatiker. Und man fragt sich vor allem, was hat so einer im österreichischen Parlament zu suchen?

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