„Wir haben die christlich-soziale Verantwortung, den Ärmsten der Armen vor Ort zu helfen, in Griechenland wie auch in vielen anderen Staaten dieser Welt“, sagte Kurz in einem schriftlichen Statement am 13. September 2020. Er kündigte weiters an ein Kinderbetreuungszentrum im Lager Kara Tepe auf Lesbos zu finanzieren.
In der Folge zeigte sich Innenminister Nehammer martialisch an der Ladeluke des Herkules Transporters. Die 55 Tonnen Zelte + Zubehör im Wert von 720.000 Euro werden aber in Griechenland nicht gebraucht. Das Zeug vergammelt in einem Lager in Athen. Das von Kurz lauthals angepriesene und versprochene „Kinderbetreuungszentrum“ gibt es nicht.
Die Lagerinsassen liegen aktuell wieder im Schlamm und Dreck, dürfen wegen Corona auch nicht das Lager verlassen. Die Zustände sind ein einziger Horror. Auf den griechischen Inseln leben derzeit rund 15.000 Flüchtlinge, rund die Hälfte von ihnen hält sich in dem provisorischen Camp Kara Tepe auf Lesbos auf. Das Lager wurde nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria im September 2020 hochgezogen. Es liegt direkt an der Küste, weshalb die Bewohner immer wieder Stürmen und Überschwemmungen ausgesetzt sind. Um die Essensversorgung im Lager kümmert sich das griechische Militär, denn seit dem Brand in Moria dürfen die Bewohner sich nicht mehr selbst versorgen und kochen. Das neue Camp ist mit Stacheldraht umzäunt und wird bewacht. Außerdem gilt ein strikter Lockdown. Im Camp leben rund 2.500 Minderjährige. Das Lager ist für die Presse tabu und im Lager darf nicht fotografiert werden. Gerade laufen die Verträge mit Erdogan aus und die EU versucht wieder einmal, sich die Kriegsflüchtlinge von Leib zu halten, indem sie noch einmal Milliarden an die AKP zahlt, die damit ihre nationalistische und frauenfeindliche Politik weiter betreibt. Es fällt schwer das Ganze in seiner Verlogenheit und Irrationalität irgendwie einzuordnen. Aber die Geschichte wird es tun.
Kara Tepe auf Lesbos: “Wenn es bei diesem Zustand bleibt, werden wir bald Tote sehen” | Moment.