Impfmisere

Ein Kollege berichtet, dass in OÖ. vorgestern bei einer  Impfstraße  an die 1000 Impfdosen zur Verfügung standen, aber nur 90 Personen zur Impfung gekommen sind, weil das Serum von Astra Zeneca  verimpft wird.  In einer weiteren Impfstraße standen mehr als 300 Dosen davon zur Verfügung und gerade ein paar Leute sind kommen. Ein anderer Kollege berichtet aus Wien, dass eine Mitarbeiterin sich nur mit Sputnik impfen lassen will, eine andere dafür nur mit Biontec. Die eine stammt aus Russland, die andere aus Deutschland.

Es eine unglaubliche Leistung  der Wissenschaft, innerhalb eines Jahres gleich mehrere hochwirksame Impfstoffe zu entwickeln und trotz widriger Umstände weltweit zur Verfügung zu stellen. Es ist aber auch eine Meisterleistung  inkompetenter  Politiker, in Zusammenarbeit mit der Boulevardpresse und den Idiotenversammlungen im Internet, diese Impfungen zum Teil derart im Misskredit zu bringen, dass die Leute offensichtlich lieber das Risiko an Covid zu sterben auf sich nehmen als zur Impfung zu gehen. Wir sind in einer weltweiten Pandemie und mehr als 3 Millionen Menschen sind an der Krankheit gestorben, mindestens 150 Millionen sind erkrankt. Dunkelziffer unbekannt. In Österreich erkranken derzeit täglich an die 2000 Personen neu an der Krankheit. Tausende leiden jetzt in der Folge an dem, was man Long-Covid-Syndrom nennt.  Das Risiko für immer neue Mutationen – wie derzeit in Indien, wo nicht mehr genug Holz da ist, um die Leichen zu verbrennen  – nimmt mit jedem weiteren Erkrankten und jedem weiteren Tag zu. Die Lockdowns – auch wenn manche zu dumm sind, um das zu  verstehen – haben in vielen Ländern zumindest verhindert, dass das Gesundheitssystem zusammen bricht, aber die Wirtschaft schwer in Mitleidenschaft gezogen.  Die einzige Chance, da heraus zu kommen, ist so rasch wie möglich zu impfen.

Aber was tun die Leute? Statt solidarisch zu handeln, beklagen sie sich einerseits wortreich über die Zumutung eines Lockdowns und fühlen sich „freiheitsberaubt“, andererseits  möchte jeder – wenn schon impfen – dann eine Extrawurst. Das Kollektiv interessiert nicht, nur die eigenen verqueren Interessen zählen.  Wie wichtig sich alle diese Egomanen nehmen, setzt einen in Erstaunen. Jeder ist offensichtlich davon überzeugt im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein. Gleichzeitig  lassen sie  sich aber von geistig Minderbemittelten beschwatzen,  die besser im Mittelalter bei der Inquisition aufgehoben wären als im 21. Jahrhundert.

Der Astra Zeneca Impfstoff ist hochwirksam. Aber wie immer am Anfang eines solchen Geschehens wird der Verlauf von den damit befassten Wissenschaftlern kritisch begleitet und die Eventualität einer möglichen schweren Nebenwirkung in Betracht gezogen. Anders geht es nicht. Das war von der Pockenimpfung über Polio bis zu HPV Impfung  immer das Gleiche. So funktioniert Wissenschaft. Und wenn vereinzelt Risken auftauchen muss man klären, ob diese Risken ursächlich mit der Impfung zu tun haben.  Dass in ganz seltenen Fällen vorwiegend bei jungen Frauen Thrombosen entstehen, weiß man inzwischen. Man weiß auch, wie das zu behandeln ist und damit ist die Gefahr eigentlich auch schon gebannt. Dass die Wahrscheinlichkeit, eine Thrombose durch die Einnahme der Antibabypille zu bekommen, wesentlich höher ist als durch die Impfung, sollte sich herumgesprochen haben. Aber was nimmt man nicht alles für ein glückliches Sexualleben in Kauf. Und die Wahrscheinlichkeit bei einer Infektion mit COVID 19 an einer Thrombose zu erkranken ist um ein Vielfaches höher ist als bei einer Impfung. Aber  leider gehen viele Menschen nicht logisch an so einen Sachverhalt heran,  sondern emotional. Meine dringende Empfehlung:Impfen lassen, egal womit……….          

Ein weiteres Paradebeispiel für Vorurteile ist auch der russische Impfstoff Sputnik.  Sollte der eine Zulassung bekommen, würden ihn die meisten Österreicher vermutlich ablehnen, ohne einen anderen Grund dafür zu nennen als die russische Provenienz. Vielleicht sollte man wissen dass die erste weltweit einsetzbare Grippeimpfung von Anatoli Alexandrowitsch Smorodinzew  im Jahr 1932 entwickelt wurde. Er war ein brillanter Wissenschaftler und  leitete ab 1938 die Abteilung für Viren und Virologie am Unionsinstitut der Versuchsmedizin der Sowjetischen Akademie der Heilwissenschaften. Er hat mit seinen Mitarbeitern  Impfstoffe gegen Polio, Masern, Mumps und FSME entwickelt. Die Russen  gehören, was Impfstoffe betrifft, zu den weltweit führenden Nationen.  Dass sie den ersten Covid Impfstoff auf den Markt gebracht haben, wundert nur uns.

2 Gedanken zu „Impfmisere“

  1. Diejenigen, die ungeimpft die Folgen „ausbaden“, sind als ständiges Virusreservoir möglicherweise Träger und Verbreiter von Mutationen, die auch die Geimpften wieder erkranken lassen. Siehe Grippeviren und viele andere Viruserkrankungen. Damit wird das Problem dann prolongiert oder eine neue Pandemie ausgelöst. Dann fangen wir wieder von vorne an….. Das ist keine Aufregung die man nicht verstehen kann, sondern eine nicht ganz unwahrscheinliche Verlaufsvariante.

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