Jetzt sind knapp drei Milliarden Menschen mit den Impfstoffen gegen Covid geimpft. Das Massensterben durch Impfnebenwirkungen ist erwartungsgemäß ausgeblieben und die gute Wirksamkeit hat sich bestätigt. Obwohl es bei Menschen, deren Immunsystem auf Grund verschiedener Ursachen – sei es das Alter, sei es eine angeborene oder erworbene Immunschwäche – trotz Impfung zu Erkrankungen kommt, die aber deutlich milder verlaufen, kann man davon ausgehen, dass wir die richtigen Mittel zur Beendigung der Pandemie bereits in Händen halten. Darum erstaunt einen umso mehr, dass Menschen, die der Impfung misstrauen, sich ungeprüfte Alternativmittel vollkommen kritiklos einverleiben. Derzeit gilt das Wurmmittel Ivermectin in den Kreisen der selbsternannten Fachleute als besonders wirksam.
Ivermectin ist ein Arzneistoff , der gegen Ektoparasiten wie Läuse, Milben, Zecken und Endoparasiten, vor allem Fadenwürmer eingesetzt wird. In Afrika, aber auch in anderen Entwicklungsländern, wird die Substanz in der Humanmedizin gegen die durch Würmer verursachte Flussblindheit und Elephantiasis verwendet. Chemisch gesehen handelt es sich um einen Stoff aus der Gruppe der Makrolide und die finden sich häufig in den Stoffwechselprodukten von Bakterien und Pilzen. Ivermectin ist ein Stoffwechselprodukt des Strahlenpilzes Streptomyces avermitilis, so wie Penicillin ein Stoffwechselprodukt des Pinselschimmels Penicillium chrysogenum ist. (Verwandt sind auch Penicillium Camemberti und Penicillium roqueforti, die als sogenannte Edelschimmel bei der Herstellung von Käse verwendet werden. Ich komme später darauf zurück).
Ivermectin lagert sich an bestimmte Oberflächenstrukturen von Zellen an, zum Beispiel an die nur bei den Zellen der Wirbellosen vorkommenden Glutamat-aktivierten Chloridkanäle. Dadurch strömt vermehrt Chlorid in die Zellen und führen zu einer elektrischen Entgleisung der Zellmembran. Das führt in der Folge zu einer Lähmung und schließlich zum Tod der Parasiten. Auf Wirbeltiere wirkt Ivermectin allgemein weniger toxisch, da es diese glutamat-aktivierten Chloridkanäle bei Wirbeltierzellen nicht gibt. Jedoch aktiviert Ivermectin in höheren Konzentrationen bestimmte Zellrezeptoren im Zentrallnervensystem von Wirbeltieren, auch bei Menschen. Dies kann zu einer starken Beeinträchtigung des ZNS und im Extremfall zum Tod führen.
Es hat einige Studien zur Wirksamkeit des Medikamentes bei Virusinfektionen insbesondere bei Covid gegeben, die im Reagenzglas auch tatsächlich eine geringe Hemmung der Virusvermehrung gezeigt haben. Aber Versuche bei lebenden Menschen konnten keinen nennenswerten Nachweis einer Wirksamkeit gegen Covid 19 erbringen, so dass die amerikanische Food and Drug Administration auf Twitter vor der Einnahme dieser Tabletten warnte: „You aren’t a horse, you aren’t a cow. Seriously, all of you, stop it.” Vielleicht hätte man zusätzlich empfehlen sollen, das Denken überhaupt den Pferden zu überlassen, die haben einen größeren Kopf. Denn mit der selben Berechtigung, mit der derzeit Ivermectin konsumiert wird, könnte man es vielleicht auch mit Camembert und Gorgonzola versuchen.