Vererbungslehre

Als  der Abt des Kapuzinerklosters in Brünn, Gregor Mendel, um 1860 seine Kreuzungsversuche mit Erbsen machte, fand das kaum Beachtung. Auch die Publikation seiner Ergebnisse im Jahr 1866 blieb ohne wesentliches Echo in der Wissenschaft. Mendel kam auf Grund seiner umfangeichen Versuche und der statistischen Auswertung der Ergebnisse zu dem Schluss, dass männliche Pollen und weibliche Samenanlagen in der Erbsenblüte etwas enthielten, das Informationen der Elterngeneration an die Tochtergenerationen weitergab. Er fasste seine Erkenntnisse in drei Regeln zusammen: Uniformitätsregel, Spaltungsregel und Unabhängigkeitsregel. Regeln, die bis heute ihre Gültigkeit haben.    In etwa zur selben Zeit (1870) entdeckte der Militärarzt Walther Flemming mit dem Mikroskop feine Strukturen in Zellen, die er als Fäden bezeichnete und deren Funktion er nicht verstand. Er hatte die Chromosomen gesehen. Erst gut 70 Jahre später stieß man wieder auf die Problematik, dass offensichtlich manche Merkmale von Menschen, Tieren und Pflanzen oder Bakterien in der nächsten Generation wieder auftauchen. Bei seinen Untersuchungen zur Pathogenität von Pneumokokken, den Erregern von Lungenentzündungen und deren Fähigkeit sich plötzlich in bösartige Formen zu verwandeln, eine Bösartigkeit, die dann allen folgenden Generationen ebenfalls innewohnte, stieß der kanadische Forscher Oswald Avery auf die Desoxyribonukleinsäure – heute besser bekannt unter der Abkürzung DNS (oder englisch DNA). Er hielt sie für einen möglichen Kandidaten für diese Informationsübertragung von Zellen auf die folgenden Generationen. Zahlreiche andere Wissenschaftler waren in der Folge daran beteiligt, die DNS in den Chromosomen darzustellen und ihre Struktur zu erklären. 1953 gelang es James Watson und Francis Crick in Cambridge die Struktur der DNS endgültig zu klären. Die Chromosomen sehen aus wie eine spiralig verdrehte Leiter. Die Holme der Leiter bestehen aus Zucker (Desoxyribose), die Sprossen aus den Basen Cytosin, Guanin, Adenin und Thymin. (A,C,G,T) In jeder menschlichen Zelle befinden sich 46 Chromosomen, die kompliziert gefaltet, den gesamten Bauplan für den Menschen enthalten. Zusammen sind die 46 Chromosomen etwa zwei Meter lang und haben erstaunlicherweise in einer Zelle mit einigen tausendstel Millimetern Durchmesser Platz. Die Gesamtlänge der DNS-Stränge in allen Zellen eines einzigen Menschen aneinandergereiht ergäbe ungefähr 20 Milliarden Kilometer. Das ist 65-mal die Entfernung von der Erde zur Sonne und zurück. Erst in den 1960 er Jahren gelang es den genetischen Code zu entschlüsseln, also herauszufinden, was das Ganze jetzt bedeutet und wie die Information verarbeitet und weitergegeben wird.  Man wusste bald, dass die Leitersprossen auf Grund ihrer chemischen Eigenschaften immer nur eine genau festgelegte chemische Bindung eingehen können. So kann A nur mit T und C nur mit G ein Paar bilden. Weiters hat man herausgefunden, dass ein Abschnitt von 3 nebeneinander liegenden Basen den Code für eine von 20 Aminosäuren* – also den Bausteinen für Eiweiß – codiert.  Man kann sich das vorstellen wie einen Reißverschluss – wenn man ihn öffnet, liegen zwei Reihen von Zähnen frei. Die Abfolge der Zähne/ Basen ergibt ein bestimmtes Muster. – z.B. ATC GCT TTC. Auf jeweils drei dieser Zähne nebeneinander passt nur ein einziger Baustein – eine Aminosäure. Die Abfolge dieser Triplets bestimmt also die Abfolge der Aminosäuren und somit den Aufbau des Eiweißes. ATC bedeutet eine andere Aminosäure als GCT oder TTC.

Der englische Biochemiker Fred Sanger hat in den 1970 er Jahren eine Methode entwickelt, die es uns ermöglicht, den genetischen Code zu lesen, also die Abfolge der Basensequenzen zu bestimmen (Sequenzierung) und daraus abzuleiten, welche Proteine auf einzelnen Chromosomenabschnitten codiert sind. Alle drei Milliarden DNS-Buchstaben des menschlichen Genoms wurden 2003 erstmals vollständig sequenziert. Das hat damals 10 Jahre gedauert und mehrere Milliarden Euro gekostet. Heute können Maschinen mehrere Genome in einem Tag um ein paar hundert Euro sequenzieren. Inzwischen haben wir das gesamte menschliche Genom nicht nur entschlüsselt, wir können Teile davon in Bakterien einbauen und die Bakterien produzieren dann menschliches Insulin, das schon seit Jahren vielen Millionen Diabetikern ein einigermaßen normales Leben ermöglicht.

Wir sind seit viel längerer Zeit mit Impfungen vertraut, nämlich seit mehr als 200 Jahren. Lange waren Menschen Infektionskrankheiten schutzlos ausgeliefert. Doch im Jahr 1796 wagt der Arzt Edward Jenner ein riskantes Experiment: Er steckt den Jungen James Phipps mit harmlosen Kuhpocken an, um ihn vor gefährlichen Menschenpocken zu schützen. Seither ist unendlich viel geschehen und es gibt kaum ein Gebiet in der Medizin, dass dermaßen erfolgreich war und das uns derart viel über das menschliche Immunsystem erkennen ließ.                                                                            

Wenn wir jetzt beide Wissensgebiete zusammennehmen, dann sind wir bei den m- RNA Impfstoffen. Wie funktionieren diese Impfstoffe, was können sie und was können sie nicht?                                                                                                                                                                  

Wenn die Hirnanhangsdrüse feststellt, dass zu wenig Schilddrüsenhormon in Umlauf ist und bestimmte Teilbereiche dadurch nicht mehr ausreichend funktionieren, dann schickt sie ein Hormon los, das die Schilddrüse zu mehr Produktion veranlasst. Es ist dies TSH oder Thyreoidea stimulating Hormon. Das Hormon bewirkt über komplexe Abläufe, dass sich in den Schilddrüsenzellen jener Chromosomenabschnitt öffnet (der Reißverschluss geht auf), auf dem sich der Bauplan für Thyroxin, also das Schilddrüsenhormon, befindet. An diesen Abschnitt lagern sich dann Enzyme an und produzieren eine Kopie des Bauplanes indem sie die jeweils zu den Gegenstücken passen Basen zusammenbauen und sie mit dem Zuckermolekül Ribose und Phosphat verbinden.  Also eine Kopie in Form einer halben Leiter mit Ribonukleinsäure statt Desoxyribonucleinsäure – deshalb RNA. Diese Messenger (Boten) m- RNA wird dann in der Zelle an eine Art Werkbank fixiert – an die Ribosomen. Dann schleppen andere Enzyme die passenden Aminosäuren herbei – in dem Fall Thyronin, das Jod enthält und bauen das Hormon zusammen. Zusätzlich umgeben sie es laut Bauplan noch mit einer Verpackung, ebenfalls aus Eiweiß, die verhindert, dass das Hormon zur Unzeit aktiviert wird. Fertig.  

Die m- RNA wird nach diesem Prozess durch Ribonucleasen abgebaut und wieder in Einzelteile zerlegt, sonst würde der Prozess immer weitergehen und zu viel Hormon entstehen. Ich hoffe man konnte dem bisher folgen – in Wahrheit ist es noch ein wenig komplizierter, aber das Prinzip sollte verständlich sein. Auf Grund der Fortschritte in der Gentechnik ist man nun in der Lage, so eine m- RNA im Labor nachzubauen. Man nimmt dazu den Bauplan, den das Coronavirus auf seinem „Chromosom“ für einen Teil der Enterhacken hat, die es für den Angriff auf unsere Zellen einsetzt. Das sind die sogenannten Spikes. Üblicherweise würde das Virus in die Zelle eindringen und mit seinem genetischen Code die Zelle umprogrammieren, und sie zwingen, unter anderen Virusteilen auch genau diese Teile zu bauen. Der Vorgang läuft ab wie beim Schilddrüsenhormon, nur wird hier das eingeschleuste „Viruschromosom“ kopiert und m-RNA mit Virusinformation zu den Ribosomen gebracht und dort ein Virusbestandteil gefertigt. Aus der Zelle kommen dann  fertige Viren, die sofort über andere Zellen herfallen, um sich weiter und weiter zu vermehren. Wir tun genau dasselbe wie das Virus, bugsieren aber nur den Bauplan für einen an sich ungefährlichen Teil des Virus in die Zelle in Form einer m- RNA, der in der Zelle wie gehabt an Ribosomen gebunden und abgearbeitet wird. Sobald das Teil fertig ist, erkennt das Immunsystem aber, dass es nicht zur originären Ausstattung gehört, sondern erkennt es als fremd und beginnt sofort Antikörper, also Abwehrstoffe, dagegen zu produzieren. Die eingeschleuste m-RNA wird genau wie die eigene abgebaut. Sie kann weder die Gene verändern, (schon aus dem Grund, weil es eine RNA und keine DNA ist) wie viele Laien befürchten, noch kann sie überhaupt irgendwas in der Zelle tun außer als einmalige Kopie für genau jenes Spikeprotein zu dienen. Wir tun also das, was normalerweise das Virus tut selber und sind damit dem Virus genau einen Schritt voraus. Wenn es versucht, Zellen zu befallen, ist das Immunsystem schon zur Stelle und erledigt die Eindringlinge.

Erfunden haben das im Wesentlichen zwei Frauen. Ich hoffe sie bekommen dafür den Nobelpreis. M- RNA Impfstoffe wurden inzwischen mehr als 7 Milliarden Mal verimpft und wenn Sie in den Ländern mit den höchsten Impfraten, z.B. Portugal oder Dänemark nachschauen, dann werden Sie feststellen, dort gibt es kein Massensterben und keine Schwerkranken infolge Nebenwirkungen. Nichts dergleichen ist geschehen.  Auf Grund des bekannten Ablaufes in der Zelle sind auch Langzeitfolgen vollkommen auszuschließen, denn m-RNA entsteht in den Milliarden Zellen aus denen wir bestehen in jedem Augenblick zigtausend Fach.

Wenn Sie sich die Mühe gemacht haben, bis hierher zu lesen, dann möchte ich noch etwas ergänzen: Sie könne natürlich vertrauen, wem Sie wollen – ich bin Arzt für Allgemeinmedizin – Hausarzt, der 38 Jahre als niedergelassener Kassenarzt gearbeitet hat und vielleicht trauen Sie mir eine Kompetenz in diesen Dingen gar nicht zu. Ich kann nur sagen, dass ich die wissenschaftliche Entwicklung der Medizin seit bald 50 Jahren verfolge und nicht nur die Fehlentwicklungen beobachtet und kritisiert, sondern auch die wirklichen Fortschritte miterlebt habe.   Die m-RNA Impfung ist einer davon. Falls Sie aber lieber den Informationen aus dem  Internet glauben oder gar Politikern, die ihre eigenen medizinischen Theorien vertreten, dann müssen Sie sich die Frage stellen, ob Sie denen auch Ihr Vertrauen schenken würden, wenn Sie krank werden.

*Aminosäuren sind die Bausteine von Peptiden und Proteinen (Eiweißen). Bisher sind über zwanzig sogenannte proteinogene Aminosäuren bekannt. Dies sind zunächst jene 20 Aminosäuren, die als Standard-Aminosäuren von je drei Nukleinbasen in der DNA nach dem Standard-Code codiert werden. Der Mensch nutzt neben den 20 kanonischen auch Selenocystein als proteinogene Aminosäure. Von den 20 kanonischen Aminosäuren werden 12 vom menschlichen Organismus beziehungsweise durch im menschlichen Verdauungstrakt lebende Mikroorganismen synthetisiert. Die restlichen 8 Aminosäuren sind für den Menschen essentiell, das heißt, er muss sie über die Nahrung aufnehmen.

 Zitate aus: Was ist Leben, von Paul Nurse und Hainer Kober

2 Gedanken zu „Vererbungslehre“

  1. Danke Herr Wassermair,
    für ihre aufklärenden, kritischen oft erheiternden Artikel!

    Da das Thema mRna-Impfstoffe so komplex ist erlaube ich mir für Interessierte hier noch ein Video vom Molekularbiologen Martin Moder zu verlinken, der ihre Ausführungen bildlich stärkt!

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