Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar ist wie Denkmäler. Unsere Aufmerksamkeit rinnt Wassertropfen-auf-Ölbezug mäßig von ihnen ab, hat Robert Musil in seinem „Nachlass zu Lebenszeiten“ gesagt. Das gilt wahrscheinlich für alles, was geraume Zeit in öffentlichen Räumen steht. Dazu gehören auch die vielfältigen Erlebnispfade und Themenwege, die von Fremdenverkehrsvereinen in Parkanlagen und auf Stadtplätzen als vermeintliche Attraktionen installiert wurden. Der überwiegende Teil ist nicht nur überflüssig, sondern schlicht und einfach hässlich. Ich erinnere an den „Wilden Mann“ und sein Gefolge, der den Stadtplatz von Eferding zierte. Irgendwann ist er sang und klanglos verschwunden (niemand wollte ihn haben) und mit ihm Schneewittchen und die sieben Zwerge. All diese aufgesetzten Konstrukte, von denen Werbe- und Eventagenturen schon auf Grund deren Bedeutung für die eigene Brieftasche überzeugt sind, verschwinden ziemlich rasch wieder. Außer Spesen nichts gewesen. Die Menschen sind immer mehr auf der Suche nach Authentizität, weil sie des immerwährenden Trubels und der aufgedrängten Bespassung überdrüssig sind. Zusammensetzen, still sein und einfach das ruhige Fließen der Donau genießen…. da wäre so eine kleine Sitzstufenanlage an der Donauböschung wohl ein sinnlicheres Erlebnis als der mit Pflöcken angedeutete Umriss eines Schiffs, der den Blick auf die Donau versperrt, oder ein kitschiges Weinhütterl.
Ja, es geht immer noch um die vom Tourismusverein* projektierte „Verschönerung“ der Donaupromenade. Ohne wen zu fragen – nicht einmal die eigenen Mitglieder wussten genau Bescheid, geschweige denn die Gemeinde – hat der Vorstand des Vereins ein Projekt in Auftrag gegeben, das das Aschacher Donauufer zu einer Art Disneyworld mit zahlreichen glamourösen Attraktionen machen will, um mehr Touristen anzulocken. Vom Weinhütterl bis zu einem Schiff, das mit Pflöcken die Fläche eines Holzschiffs markiert, soll das gesamte Donauufer zwischen den Gastgärten mit diesen eher befremdlichen Bauten behübscht werden. An Kosten für dieses Projekt sind insgesamt 180 000 Euro geplant. Bisher sind allein für die Planung an die 30 000 Euro aufgelaufen2*. Obwohl 180 mehr oder weniger betroffene Anrainer das Projekt abgelehnt haben, haben ÖVP/ FPÖ/SPÖ Gemeinderäte in der vergangenen Legislaturperiode schon einen Grundsatzbeschluss gefasst und somit ihre Zustimmung trotz der Anrainerproteste signalisiert. Bei einer Ablehnung durch die Gemeinde würde der Tourismusverein auf den Projektierungskosten sitzen bleiben. Wenn die Gemeinde für das Projekt ist, muss sie nach fünf Jahren – so die Vorstellung des Tourismusvereins – die Kosten für die Pflege und Instandhaltung und die Haftung für etwaige Unfälle übernehmen. Da stellt sich jetzt nicht nur die Frage, ob die Gemeinde das verantworten will, sondern auch die Frage: Wem gehört der öffentliche Raum? Den Aschachern oder dem Tourismusverein?
Das Ganze funktioniert ungefähr so, als würde jemand – ohne mich zu fragen – auf meinem Grund eine riesige Plakatwand planen und verlangen, dass ich mich an den Kosten beteilige und mich verpflichte nach fünf Jahren, wenn die Konstruktion zu rosten anfängt, die Plakatwand instand halte und die Haftung für etwaige Schäden übernehme, wenn sie zusammenkracht und dabei wer verletzt wird. Wenn ich ablehne, will er für die bereits erfolgte Planung von mir 30 000 Euro haben. Nur ein Geisteskranker würde dem zustimmen.
Es ist abzusehen – nach ein paar Sommermonaten werden die Attraktionen keine mehr sein und sie werden unbenützt und langweilig in der Gegend stehen (wenn sie nicht vorher ein Hochwasser gnädig entsorgt) und langsam verrotten und auf diese Weise erst hässlich, dann langsam unsichtbar werden. Denkmäler für die rasche Vergänglichkeit dessen, was uns heute als wichtig verkauft wird.
1*Verschönerungsvereine sind in der Zeit des beginnenden Tourismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Neben Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Ortsbildes übernahmen sie die Werbung, Vermittlung und Betreuung von Gästen und den Unterhalt touristischer Einrichtungen. Später wurden die meisten Vereine in Verkehrsverein oder Fremdenverkehrsverein benannt. Heute heißen sie zumeist Tourismusvereine. (Aus Wikipedia)
2*Dahinter steht eine Firma, die ihr Projekt unbedingt an den Mann bzw. an die Frau bringen will.
Wir werden solange abstimmen, bis das Ergebnis der Obfrau des Tourismusvereins passt,damit sie auf den Planungskosten von über 30.000.- nicht sitzen bleibt.
Schade dass der neue Bürgermeister mitspielt, obwohl er bei der Abstimmung im GR dagegengestimmt hat. Haltung würde Mitterlehner sagen.
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