Von Kommunismus zum Faschismus

Es ist eine der absurdesten Wendungen der Weltgeschichte, dass Russland jetzt genau das wiederholt, was es selber im großen vaterländischen Krieg, wie der zweite Weltkrieg in Russland genannt wird, ertragen musste. Russland überfällt ein Nachbarland, um dort, wie es heißt, den Faschismus zu bekämpfen und zerstört scheinbar wahllos ukrainische Städte und ermordet die Zivilbevölkerung.  Das faschistische Hitlerdeutschland überfiel ohne Kriegserklärung am 22. Juni 1941 Russland. 24 Millionen Russen verloren in diesem Krieg ihr Leben. Vorgeschichte war, dass die deutsche Industrie sich von Hitlers Politik große Gewinne versprach und diesen trotz seiner absehbaren Kriegspläne und trotz seiner irrsinnigen Rassenideologie förderte, hofierte und unterstützte, bis er als alleiniger Herrscher an der Spitze des Staates stand und seinem Wahnsinn freien Lauf lassen konnte.

Nach dem Zusammenbruch des Sowjetreiches ist in Russland eine Oligarchie herangewachsen, die die Reichtümer des Landes an sich raffte und für sich beanspruchte und die mit Putin als Rückendeckung die Möglichkeit hatte, ihre dubiosen Geschäfte ungehindert abzuwickeln und ungeheure Reichtümer anzuhäufen. Ein Raubtierkapitalismus in seiner schlimmsten Ausprägung. Aber dann stellte sich heraus, sie existieren alle von Putins Gnaden. Er diktiert die Bedingungen und ist der unumschränkte Herrscher, der ähnlich wie Hitler oder Stalin über alle Macht verfügt und diese nützt, um jeden Gegner auszuschalten. So wie Hitler den SA-Führer Röhm und dessen Anhang ermorden ließ, so ließ auch  Putin vermutlich zahlreiche Morde ausführen. Die Liste reicht von Alexander Litwinenko, der mit Pollonium vergiftet wurde, über Boris Nemzow, Boris Beresowski, den Anwalt Sergej Magnitski, die Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa, die kremlkritische Journalistin Anna Stepanowa Politkowskaja. Andere Kritiker hat er mit fraglichen Anschuldigungen hinter Gitter gebracht. Dazu gehören Alexej Nawalnj, Michail Borissowitsch Chodorkowski, und die Mitglieder der Punkband Pussy Riot und inzwischen tausende Gegner seines Krieges. Das, was die Oligarchen aus den riesigen Einkünften, die sich mit dem Verkauf von Russlands Bodenschätzen ergaben,  nicht unter sich aufteilten, nutzte Putin in den 22 Jahren seiner Herrschaft  für militärische Interventionen in  Tschetschenien und  Georgien, für seine Intervention in Syrien und jetzt für seine „Spezialoperation“ in der Ukraine. Am 24. Februar 2022 begann Russland einen großangelegten Überfall auf das gesamte Staatsgebiet der  Ukraine und eskalierte damit den seit 2014 dauernden Krieg, den Separatisten, unterstützt von Moskau, gegen die Ukraine führen. Ohne formelle Kriegserklärung gegen das Völkerrecht. Es ist dies wohl in  Putins Plan  der erste Schritt zur Wiederherstellung der russischen Welt, wie sie vor dem Zerfall der Sowjetunion existierte.

 Wer die Fernsehbilder vom Februar 2022 gesehen hat, die den stotternden und ängstlichen Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin zeigen, der öffentlich von Putin zerlegt und gedemütigt wird, weil er offensichtlich was Falsches zum Thema Luhansk und Donezk gesagt hat, dem dürfte klar geworden sein, dass da ein beängstigendes Machtgefälle herrscht. Man fühlt sich in Stalins Zeit zurückversetzt, der bei seinen Untergebenen so gefürchtet war, dass sich angeblich erwachsene Männer in die Hosen machten, wenn sie zu ihm zitiert wurden. Auch der Verteidigungsminister Sergei Schoigu dürfte Putins Zorn zum Opfer gefallen sein. Es heißt, er hätte aus Angst vor Putin einen Herzinfarkt erlitten oder sei vergiftet worden. Zudem wurde eine Anzahl hoher und höchster Offiziere seit Beginn des Krieges verhaftet. Ihnen wird (möglicherweise zu Recht) Korruption vorgeworfen. Insgesamt könnte man von einer ähnlichen Situation sprechen, wie sie in Hitlerdeutschland am Beginn des zweiten Weltkrieges bestand. Faschismus – so ein Diktum – ist Kapitalismus plus Mord. Ein Herrscher, der seinen nationalistischen Großmachtfantasien schon lange im Voraus Ausdruck verliehen hat und der sie jetzt mit äußerster Brutalität durchsetzen will. Menschenleben haben bei seinen Planungen nicht den geringsten Stellenwert.

Dort wo Unmenschlichkeit das Leben bestimmt, kann keiner auf Gnade und Barmherzigkeit hoffen.         Anna Stepanowa Politkowskaja

Russlands Kriege der letzten 30 Jahre und ihre Folgen – Ukraїner (ukrainer.net)

Putins Kriege – Gegen Demokratie und Freiheit | deutschlandfunk.de

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