Urlaub

Sprachgeschichtlich geht der Begriff Urlaub auf das alt- und mittelhochdeutsche Substantiv urloup zurück, das zunächst ganz allgemein „Erlaubnis“ bedeutete. In der höfischen Sprache der mittelhochdeutschen Zeit bezeichnete es die Erlaubnis wegzugehen, die ein Höherstehender oder eine Dame dem Ritter erteilen konnte. So baten im Hochmittelalter Ritter ihren Lehnsherren um urloub, also um „Urlaub“.

Eine weitere Überlieferung ist, wenn die Ernte eingebracht war, konnten die Knechte und Mägde zum Altbauern, dem „Ur“ gehen und um Er„laub“nis fragen, den Hof zu verlassen. Gab dieser die Erlaubnis, wurde auch oft zugleich ein Trinkgeld zur Vergnügung mit ausbezahlt.

 „Alles Unheil kommt von einer einzigen Ursache, dass die Menschen nicht in Ruhe in ihrer Kammer sitzen können.“ So formulierte das der Mathematiker, Physiker und Theologe Blaise Pascal. Nun muss man dazu sagen, dass Pascal auf Grund seiner schwächlichen Gesundheit ein Stubenhocker war, der lieber über mathematische oder theologische Probleme nachdachte als sich draußen im Freien zu bewegen oder gar zu reisen. Ganz im Gegensatz zu den Menschen der Jetztzeit. Seit Goethe 1786 seine Bildungsreise per Postkutsche ins „Land, wo die Zitronen blühen“ unternommen hat, ist viel Zeit vergangen und das Reisen ohne Notwendigkeit – also nur um zu Reisen – ist zur nicht mehr hinterfragten Selbstverständlichkeit geworden. Innig verbunden damit ist der Begriff Urlaub.  Urlaub ist reisen. Die Frage: „Wo macht ihr heuer Urlaub“, impliziert, dass Urlaub prinzipiell als Ortsveränderung verstanden wird. Damit verbunden ist, dass eine Tourismusindustrie unglaublichen Ausmaßes inzwischen darauf angewiesen ist, dass das so bleibt. Viele bauen sich im Garten einen „Swimmingpool“, damit sie nach der Arbeit oder am Wochenende ein wenig „swimmen“ können, sobald aber Urlaub ist, verlassen sie dieses Refugium, setzen sich ins Auto oder Flugzeug und trachten danach, in stundenlanger Fahrt oder gar tagelanger Reise einen turbulenten Strand zu erreichen oder an einem arrangierten Schlachtfest Eingeborener auf Papua Neuguinea teilzunehmen. Andererseits ist der gesellschaftliche Druck zu verreisen so groß, dass sich Leute, die sich keinen Urlaub leisten können, 14 Tage in ihrer Wohnung verbarrikadieren und dann sagen, sie waren in Frankreich. Der neueste Trend bei den Begüterten ist, sich für den Urlaubsflug einen Privatjet zu mieten. Ein Trip von London nach Ibiza kostet knapp 30 000 Euro für 6 Personen. Wenn man es aufteilt, für viele kein Problem. Zumal man den leidigen Wartezeiten und Kontrollen auf Flughäfen weitgehend entkommt. Der Co2 Ausstoß pro Person ist allerdings im Privatflieger bis zu 14 mal höher. Daneben nehmen sich Kreuzfahrtschiffe auch nicht gerade vornehm aus. Die Ozeanriesen verbrennen Schweröl, also den Abfall aus der Erdölraffinerie, sie sind sozusagen schwimmende Müllverbrennungsanlagen. Eine Woche Urlaub auf dem Kreuzfahrtschiff entspricht 9000 Kilometer mit dem Auto und das gilt für jeden der bis zu dreitausend Passagiere. Dazu kommt ein etwaiger Flug zur An- und Abreise und dann noch 5 Tonnen Schwefeldioxyd und andere Schadstoffe aus den Schiffsmotoren.

„Gehen ist eine Tugend, Tourismus ist eine Sünde“, hat der deutsche Filmemacher Werner Herzog gesagt. Auch wenn man selber gerne reist, gibt einem das zu denken. Wenn man aus einem Land kommt, das einen nicht unwesentlichen Teil seines Bruttonationalproduktes aus dem Tourismus erwirtschaftet, seine Berge mit Seilbahnstationen, Schiliften und Lifttrassen zupflastert und im Winter unglaubliche Wasser – und Energiemengen für Beschneiungsanlagen verbraucht, dann fängt man an, das derzeit geläufige Konzept des Urlaubs zu hinterfragen.

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Ein Gedanke zu “Urlaub”

  1. Hey das ist interessant. Wie kann ich aus dem Urlaub das Beste machen? Manchmal bin ich dem schon ganz nahe gekommen. Besonders wenn ich nicht den Lebensstandard im Urlaub erreichen konnte, den ich zuHaus habe. Der Urlaub hängt ganz eng mit unserem Leben in der Gesellschaft zusammen und wird dadurch gestaltet. Ich frage mich oft, wie muss ich mein tägliches Leben ändern, damit ich wirklich erfüllt und von meiner Sehnsucht geleitet meine Wanderung in einen Urlaub beginne.

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