Butterschmalz ist seit dem Frühjahr um 12,3% teurer geworden. Neben vielen anderen Produkten, bei denen man die Preissteigerungen nicht unmittelbar dem Krieg in der Ukraine und seinen Folgen zuschreiben kann. Vielmehr besteht der dringende Verdacht, dass nicht nur etliche Energieversorger, sondern auch der Handel die Gelegenheit nutzt, um einen ordentlichen Reibach zu machen. Die Inflation entsteht in vielen Bereichen nicht durch einen Mangel an Waren und einer dementsprechenden Nachfrage, die zu erhöhten Preisen führt. Milch und damit Butter und in der Folge Butterschmalz, das durch Erhitzen aus Butter gewonnen wird, gibt es in Hülle und Fülle. Die österreichische Landwirtschaft und die Milchindustrie produzieren Überschüsse. Das sollte eher zu einer Verbilligung führen. Der Trick besteht darin, den Bauern ein Almosen für die Milch zu geben und daraus dann industriell aufgepeppte Produkte zu machen, die man um teures Geld verkaufen kann. Dann kann man die Teuerung auf die Produktionskosten schieben. Nehmen wir ein Beispiel: Joghurt. So ein Becher enthält um die 150 ml.* Dazu braucht man Milch, die man mit Milchsäurebakterien 24 Stunden reifen lässt. In dieser Zeit wird der Milchzucker abgebaut. Damit es cremig wird, kommt Inulin dazu, ein Stoff, der nicht der Kennzeichnungspflicht unterliegt. Es ist ein Polysacharid, das meist aus Topinambur gewonnen wird. Oder Johannisbrotkernmehl (E410), das ebenfalls eine Art Geliermittel ist. Und dann – ganz wichtig – Zucker. An die 12 Gramm pro Becher. Das sind etwa zwei Esslöffel voll. Das ist aber nicht alles. Da steht auf einem Becher: Orangensaft aus Konzentrat, Mandarinen (Fruchtgehalt im Endprodukt 9%) modifizierte Stärke, färbendes Karottenkonzentrat, natürliche Aromen. Übersetzt heißt das: Ein wenig Orangensaft, aber keine Orangen, sondern ein paar Flankerl Mandarinen, die die Orangen optisch ersetzen, Karottensaft zum Färben und ob „natürliche Aromen“ sich darauf beziehen, dass sie natürlichen Ursprungs sind oder aus der Retorte stammen und nur natürlich schmecken, bleibt ein Geheimnis. Wahrscheinlich sind sie natürlichen Ursprungs, aber industriell chemisch gewonnen, zum Beispiel aus Baumrinde. Um ein Erdbeerjoghurt nach Erdbeeren schmecken zu lassen, braucht man ordentliche Mengen Früchte, das wäre zu teuer. Zudem werden die natürliche Aromen durch die Milchsäure abgebaut. Darum kann es dann auch ein Pfirsichjoghurt sein, bei dem die Fruchteinwaage nicht aus Pfirsich, sondern aus Melonen besteht, weil Melonen saisonal deutlich billiger als Pfirsiche sind. Reichlich Pfirsicharoma aus der Retorte, fertig ist die Mogelpackung. Wenn Produkte wie Butterschmalz, Joghurt, Milch und Butter teurer werden, hat man nicht neue, höhere Tarifverträge mit den Kühen ausgehandelt, auch nicht mit den Bauern. Dann geht es um die Gewinne der milchverarbeitenden Industrie und der Handelsketten.
*NB 1 Liter Milch dzt. brutto: 55 Cent. 1 Becher Joghurt /150 ml: 65 Cent