Hausverstand

 Hausverstand, vor allem derjenige, den viele, ohne genauer nachzudenken, als den gesunden apostrophieren, bedeutet gewöhnlich eine provinzielle und eindimensionale Sicht der Dinge, aus der sich für den Inhaber dieses gesunden Hausverstandes üblicherweise nur eine einzig in Frage kommende Problemlösung ergibt. Oftmals besteht diese im Beharren auf einer althergebrachten und den tatsächlichen Ansprüchen schon lange nicht mehr genügenden Herangehensweise, die häufig auch als Bauchgefühl bezeichnet wird. Auch wenn diese Entscheidung dann falsch ist, gibt sie dem Entscheider das Gefühl der Sicherheit, weil er sich nicht allzu weit von seinen gewohnten Denkmustern entfernen muss und er somit gar nicht Gefahr läuft, sich mit der tatsächlichen Tragweite des Problems auseinandersetzen zu müssen.

Aber manchmal hat der Hausverstand auch sein Gutes, zum Beispiel bei der Wahl am vergangenen Sonntag. Da wurden jene nicht gewählt, die eben diesen Hausverstand und damit das Provinzielle, das Beharren auf unwissenschaftlichem Handeln und jene eitle Selbstgefälligkeit, die üblicherweise aus der vermeintlich sicheren Deckung des Hausverstandes heraus zur Schau getragen wird, zum Wahlprogramm gemacht haben. Da hat beim Großteil der Wähler doch der Hausverstand gesiegt.

2 Gedanken zu „Hausverstand“

  1. Beim sozialen Leben wäre der Hausverstand nicht so wichtig, und wird die Meinung und Stimmung der Menschen durch eine tiefe und unbemerkte Anpassung erschaffen. Die Rolle der Medien ist dabei ganz wichtig und macht die Menschen zu Abhängigen der richtigen und guten politischen Meinung.
    Wenn dann Menschen nicht wie erwartet funktionieren dann gibts keine Auseinandersetzung, natürlich keinen Zuspruch, auch wenn Anliegen ernst und wichtig sind.

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  2. Üblicherweise ist unser aller Tendenz sich dem Kollektiv oder einem Teilkollektiv anzupassen recht groß, weil wir alle wissen, dass abweichende Meinungen sanktioniert werden. Sehr viele tun das unbewusst – in vorauseilendem Gehorsam – das ist die tiefe und unbemerkte Anpassung – von der Du sprichst. Die hat oft mit dem, was das Kollektiv als Hausverstand bezeichnet, zu tun. Damit ist im sozialen Bereich der größte gemeinsame Nenner – eine oft undifferenzierte und oberflächliche Sicht der Dinge gemeint. Das gibt dem Kollektiv Frieden und Sicherheit, musss aber nicht mit den Realitäten übereinstimmen. Es ist wie eine Landkarte. Aber die Landkarte ist nicht die Landschaft.

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