Die Kunst der Destillation ist uralt. Die Möglichkeit aus zuckerhaltigen Früchten Alkohol herzustellen ist natürlich noch älter. Der Wein gehört zu den ältesten uns bekannten Rauschmitteln und Trauben wurde seit frühester Zeit kultiviert und zu Alkohol vergoren. Die Technik, diesen Alkohol aus dem vergorenen Saft dann auch noch zu konzentrieren, wurde von den Arabern entwickelt. Der Alambic, eine Vorrichtung, um den aufsteigenden Dampf zu kondensieren, hieß deshalb bei den Alchimisten auch Caput mauri. Die Apparaturen, die dazu nötig sind, haben sich bis heute faktisch kaum verändert. Alkohol verdampft bei einer Temperatur von 78,37°. Dadurch ist es möglich ihn aus einer wässrigen Lösung durch Erhitzen und anschließende Kondensation abzutrennen. Damit das Endprodukt gut schmeckt und nicht giftig ist, muss die Maische mit Sorgfalt bereitet werden. Das Obst muss sauber und ohne Fäulnis sein und holzige Anteile müssen entfernt werden, sonst entstehen Fuselalkohole und Substanzen die den Geschmack beeinträchtigen. Das zerquetschte Obst wird dann in einem sauberen Gefäß, möglichst mit Gärspund, sich selbst überlassen. Die Hefepilze, die auf dem Obst sind, erledigen den Rest. Allerdings verwendet man heutzutage Reinzuchthefen, um die Gärung und Umwandlung von Zucker in Alkohol zu bewerkstellige. Zusätzlich achtet man darauf dass der pH Wert in einem bestimmten Bereich gehalten wird, um Bakterien am Wachstum zu hindern. Dem ganzen werden noch Enzyme beigegeben, die die Maische verflüssigen, um den Hefen die Arbeit zu erleichtern. Aber wer meine Einträge kennt, wird schon vermutet haben, dass ich niemandem das Schnapsbrennen nahebringen will. Es ist eine Metapher. Wir Menschen sind wie die Hefepilze. Unter guten Bedingungen vermehren wir uns ziemlich ungehindert. Wir nutzen und verbrauchen alle Ressourcen, die die Welt zu bieten hat – das Problem dabei, wir produzieren ungeheure Mengen Abfall. Und da sind wir wieder bei den Hefen in der Maische. Die sind unglaublich effizient beim Fressen und sie vermehren sich in Windeseile. Der Alkohol ist das Abfallprodukt aus dem Stoffwechsel der Hefezellen und ab einer Konzentration von 10 bis 15 Prozent in der Maische wirkt er tödlich auf die Hefen. Die Hefen wissen das nicht und sie fressen einfach weiter Zucker bis sie allesamt im Alkohol ersticken. Wir sagen dann: Die Gärung ist abgeschlossen. Wir Menschen produzieren nicht nur ein Abfallprodukt, wir produzieren tausende Giftstoffe, die unsere Umwelt nach und nach immer mehr beinträchtigen und sind von dem naiven Glauben nicht abzubringen, dass wir am Ende doch in unserem Gärfass überleben werden. Viele Menschen glauben den Lügen, die gerade wieder einmal in halb Europa verbreitet werden, dass Reinzuchthefen irgendetwas am Endzustand verändern können und naive Traumtänzer fordern ein Heimatschutzministerium, damit Fremdhefen die Gärung nicht beeinflussen. Wir lassen uns alle aus purer Bequemlichkeit, nur allzu gerne vom Wesentlich ablenken und folgen politischen Wellness Gurus, die uns einreden, dass nur ein beständiges Wirtschaftswachstum zu unserem Vorteil ist, während es in Wirklichkeit schon längst darum geht, wann auf der Erde die Gärung abgeschlossen ist. Dabei ignorieren wir die Zeichen in der Natur, die wir alle wahrnehmen können: In Europa sind rund 70 % aller Amphibien in den letzten 30 Jahren ausgestorben und 76% der Insekten sind verschwunden. Wirbelstürme in Europa und Schneechaos in Florida. Der Co 2 Anteil in der Luft ist so hoch wie nie zuvor oder wie zuletzt vor einigen Millionen Jahren als die Erde noch massiv vulkanisch tätig war. Der Meeresspiegel steigt langsam aber beständig und in der Arktis war es in den letzten Jahren so warm wie nie zuvor. Zwischen den Hefen und uns liegen Millionen Jahre Evolution und doch haben wir kollektiv nicht mehr Bewusstsein entwickelt als ein Einzeller.
Der Eintrag ist allen Schnapsbrennern gewidmet. Prost
https://derstandard.at/2000066261865/Nach-Kontroverse-Studie-bestaetigt-dramatischen-Insektenschwund
https://derstandard.at/2000068167162/Dramatischer-Rueckgang-bei-heimischen-Amphibien