Man hört ja so einiges. Zum Beispiel berichten parlamentarische Insider, dass Herbert Kickl zunehmend eigenartiger und misstrauischer wird und den Zahlencode für sein Büro im Parlament mehrmals wöchentlich austauscht. Er traut nur einem ganz kleinen Kreis in der eigenen Partei und spricht auch nur mit wenigen. Kein anderer Politiker hält alles, was seine Familie betrifft, so geheim wie er. Auch was seine Vermögensverhältnisse angeht, hält er sich bedeckt. Man kann sich allerdings ziemlich leicht ausrechnen, dass er zu den reichen Eliten des Landes zählt. Das soll aber tunlichst keiner seiner Wähler erfahren. Er ist ja angeblich einer von ihnen – der Arbeiterbub aus Radenthein – wie er oft betont. Und die Kunde, dass er womöglich mehrfacher Millionär ist und die Politik ihm ein Einkommen verschafft, von dem 90 Prozent der Österreicher nur träumen können, würde wohl nicht zu diesem Image passen. Er ist fast krankhaft damit befasst, pausenlos vor allem Fremden zu warnen und will sich in Europa einmauern und wenn das nicht geht, zumindest Österreich in eine Festung verwandeln, hinter deren Mauern er dann endlich in Sicherheit ist. Dabei weiß eh jeder Österreicher und vor allem jeder Politiker, dass wir nicht die ganze Welt bei uns aufnehmen können. Aber Kickl tut so, als wäre er der Erste, der auf diese Idee gekommen ist. Er fühlt sich offensichtlich rundherum bedroht und schart eine „Freiheitliche Familie“, die er immer wieder beschwört um sich. Braucht er sie zur Selbstbestätigung für seinen inneren Halt ? Jetzt redet er sogar von Verfolgung und Untergang. Er fühlt sich „als Staatsfeind Nr.: 1. In seiner Rede zum 1. Mai spricht er gar davon, dass er dem Untergang mit aufrechtem Haupt entgegensieht. Was geht in diesem Mann vor? “Kickl ist voller Misstrauen, hinter der souveränen Fassade steckt eine unfertige Persönlichkeit“, schreiben auch Gernot Bauer und Robert Treichler in ihrem Buch: „Kickl und die Zerstörung Europas“. Ein Psychiater würde vielleicht eine narzisstische Persönlichkeitsstörung vermuten. Patienten mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben Schwierigkeiten, ihr Selbstwertgefühl zu regulieren, und suchen daher Lob und Zugehörigkeit zu besonderen Menschen oder Institutionen. Sie neigen auch dazu, andere Menschen abzuwerten, um ein Gefühl der Überlegenheit zu erhalten.
Alle Elemente seiner Verschwörungstheorien – seien es die absurden Ideen zum Thema Corona, die er gerade wieder mit einer Einladung an den Verschwörungsideologen Sucharit Bhakdi* aufgewärmt hat, die geheimen Eliten und die Systemparteien, von denen er immer wieder spricht und deren einziger Gegner er ist, oder der von ihm und seinesgleichen beschworene Bevölkerungsaustausch, scheinen für ihn immer mehr zur Glaubensfrage zu werden. So wie der Glaube an Hexen im Mittelalter zu einer kollektiven Hysterie führte und eine unglaubliche Eigendynamik entwickelte, die den Tod von tausenden Menschen rechtfertigte. Menschen sind nicht rational. Alles, was kollektives Dogma ist, wird in der Gruppe verstärkt und dann wenn alle es glauben zu einer Realität. Die NS-Zeit hat das in einer nie dagewesenen Totalität bewiesen. „Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen“, hat Friedrich Nietzsche gesagt. Und Herbert Kickl scheint zusehends ein Opfer seiner eigenen Phantasien, seiner eigenen Wahrheiten und absurden Ängste zu werden.
Er hat am 1. Mai in Linz betont, dass er ein Attest vom Hausarzt hat und, dass er „körperlich fit ist, wia a Junga“. Dabei ist ja auf Grund von Eigenwerbung hinreichend bekannt, dass er ein asketischer Leistungssportler ist, einer, der immer allen zeigen muss, wozu er fähig ist. Wem muss er was beweisen? Wäre nicht ein Attest, das bescheinigt, dass er keinen Verfolgungswahn hat, für die Öffentlichkeit viel wichtiger?
*Bhakdi versteigt sich bei diesem Auftritt zur Behauptung, dass Impfungen nicht gegen Viren sondern nur gegen Bakterien wirksam sind und, dass auch die Polioimpfung unwirksam gewesen sei und die Krankheit im Übrigen durch das Insektenvertilgungsmittel DDT ausgelöst wurde. Schade, dass das mein Urgroßonkel nicht gewusst hat, da wäre ihm erspart geblieben lebenslang am Stock zu gehen. Er hat eine Polioinfektion teilweise gelähmt überlebt.
https://www.psiram.com/de/index.php/Sucharit_Bhakdi
Ich weiß, wie Du Dich fühlst: Sind Narzissten so empathisch, wie sie von sich behaupten? | In-Mind