Sum sum….

Wer vor 30 Jahren im Sommer mit dem Auto von Eferding nach Linz gefahren ist, der fand anschließend am Kühlergrill seines Gefährtes ein paar hundert tote Fluginsekten. Schon mal gezählt wie viel das heute sind? Sicher nicht. Was nicht da ist fällt nicht auf. Eine deutsche Untersuchung zeigt, dass in den letzten Jahren 80 % der Biomasse an Insekten verschwunden ist. Die Ursachen sind komplex: Milliarden Insekten fliegen sich im Sommer jede Nacht zu Tode, wenn sie endlos um die Millionen Lichter, die unsere Wege beleuchten, kreisen. Milliarden fallen den Insektiziden und Giftstoffen in der Landwirtschaft zum Opfer. Auch der Klimawandel trägt zum Insektenschwund bei. In den letzten Wintern gab es kaum noch für längere Zeit eine geschlossene Schneedecke. Dafür gibt es deutlich mehr Regen. Das führt zu Veränderungen des gewohnten Mikroklimas, das Insekten zum Gedeihen bräuchten. Dass ein Insektensterben auch ein Vogelsterben nach sich zieht, ist sehr wahrscheinlich. Fast alle betroffenen Arten füttern zumindest ihre Jungen mit Insekten. Desgleichen werden Fledermäuse aussterben. Ein Großteil der bei uns ehemals heimischen Amphibien, die sich auch von Insekten nähren, sind schon ausgestorben. Ohne Insekten ist nur noch eine Landwirtschaft möglich, die im Wesentlichen Kohlenhydrat-Produkte herstellt: Weizen, Hafer, Reis, Mais – Getreidearten also, die keine Bestäubung durch Tiere brauchen, sondern windbestäubt sind. Wenn wir Äpfel und Marillen wollen, dann müssen wir deren Blüten – wie in China schon üblich – per Hand bestäuben.
Das Wort Zeitenwende scheint ja immer ein wenig weit hergeholt, wenn es im Zusammenhang mit der Umweltproblematik gebraucht wird. Besonders dann, wenn nur ein Teilbereich wie das Insektensterben betrachtet wird. Es geht uns gut, wir haben genug zu essen, ein neues I-Phone steckt in der Tasche und der Audi ist bestellt. Was kümmert es uns, dass es wärmer wird. Was kümmern uns tropische Stürme oder die Vernichtung der Primärwälder auf Borneo um Palmöl zu gewinnen. Eigentlich nichts. Es kümmert uns nicht einmal, dass 70% der Amphibien aus unserer Umwelt hier in Österreich verschwunden sind und 80% der Insekten auf unseren Wiesen und Feldern vernichtet wurden? Das Bienensterben? Eine wiederkehrende Randnotiz in der Zeitung. Nur ein paar Wissenschaftler hören nicht auf, uns vorzurechnen, wie schnell die Katastrophe kommen wird. Nicht schnell genug für uns. Und wenn sie allzu laut werden, streicht man ihnen einfach die Forschungsgelder. Die Politik spielt ihre Spielchen um Macht und Ressourcen im Auftrag ihrer Geldgeber und Wahlgehilfen und steht im Wesentlichen für Wirtschaft und Wachstum. Wir haben bei den wichtigen Dingen nichts mehr mitzureden und sind uns auch unserer eigenen Verantwortung nicht mehr bewusst, das zeigen die Wahlergebnisse nicht nur in Europa. Wir lassen uns mit Tand und Talmi unser Recht auf diese Welt abkaufen. Die Demokratien sind abgeschafft, in den wichtigsten und mächtigsten Ländern dieser Welt herrscht eine Oligarchie und bestimmt den Lauf der Dinge in ihrem eigenen Interesse. Umwelt ist für die kein Thema. Führende Wirtschaftstheoretiker sind der Meinung, die Produktivität muss gesteigert werden um jeden Preis, und bekommen für diesen Schwachsinn den sogenannten Wirtschaftsnobelpreis, der in Wahrheit gar kein Nobelpreis ist, sondern bezeichnenderweise von einer Bank gesponsert wird. Die Politik folgt weltweit dieser Irrlehre. Jedes Kind weiß, dass mit begrenzten Ressourcen ein ewiges Wachstum nicht machbar ist. Es wird von Tag zu Tag offensichtlicher, dass wir drauf und dran sind, unsere wunderbare Welt der Dummheit weniger zu opfern.
Wer soll oder kann also was ändern? Du vielleicht?

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