Eigentlich würde ich viel lieber über das Rezept für ein wirklich gutes Fisolengulasch, das mir gestern gelungen ist, berichten. Aber wenn grad die Demokratie geschlachtet und zu Gulasch verarbeitet wird, und ein Anmaßer der Sonderklasse, der glaubt,er hätte mit seinen Parteifreunden eh die Polizei, die Justitz und das Heer unter sich, und niemand könne ihm mehr blöd kommen, eine Empfehlung für demokratiewidriges Verhalten an die Polizei herausgibt, dann vergeht einem der Appetit. Während wir fassungslos nach Ungarn geschaut haben, wo eine iliberale Demokratie nach dem Geschmack eines korrupten Rechtspopulisten, der dem Faschismus schon sehr nahe kommt, bereits Fuß gefasst hat, müssen wir zusehen, wie beinahe jeden Tag ein weiterer Bestandteil zum Gulasch a la Kickl und Konsorten dazukommt. Schauen wir uns einmal die Ingredienzien an, die die FPÖ schon für ihr Gulasch zusammengetragen hat:
Die FPÖ versucht, ähnlich wie vormals die Faschisten in Italien und Deutschland und alle anderen antidemokratische Bewegung es vorgemacht haben, alle Bereiche des Staates und der Gesellschaft zu durchdringen. Ein Beispiel: Der Sportminister Strache, will den Fußball ins Fernsehen zurückbringen, denn das ist das letzte gemeinsame Lagerfeuer, um das sich unsere Gesellschaft noch scharren lässt und das will man ja schließlich für die eigenen Zwecke nützen. Das freut die Fußballfreunde, aber die Absicht ist in höchstem Maße politischer Selbstzweck. Auch ein übersteigerter Nationalismus, die Hervorhebung des eigenen Volkes als etwas ganz Besonderes, in deutlichem Kontrast zu anderen Nationen und Religionen gehört zu den Merkmalen des Faschismus. Außerdem finden wir bei FPÖ Unterstützern, zumindest rhetorisch, eine hohe Gewaltbereitschaft und wenn man die Postings im Internet, auf den von der FPÖ bevorzugten Seiten liest, beschleicht einen leises Grauen. Und die Obsession Kickls für berittene Polizei in der Hauptstadt, kommt sicher nicht daher, dass ihm als Kind jemand sein Schaukelpferd genommen hat. Und schließlich zeichnen sich antidemokratische Bewegungen zumeist durch einen starken Willen zur Macht aus und nützen diese Macht, auch wenn sie demokratisch – also durch Wahlen – erworben wurde, um den Staat möglichst rasch umzubauen. Dazu gehören Pressezensur, und Kontrolle der Medien soweit heute noch möglich. Mit der Kronenzeitung*, (eine Million Leser!) hat die Regierung einen willfährigen Partner, der inzwischen sogar Fotos fälscht um gefällig zu sein. Dazu gehören, wie Elmar Podgorscheck bei den AfD Freunden in Deutschland verkündet, eine rasche Besetzung wichtiger Posten in staatsnahen Industrien, in der Justiz, im Beamtenapparat und die Ausschaltung des öffentlich rechtlichen Rundfunks. Wem dieses Rezept nicht behagt, und ich muss zugeben, es duftet ein wenig nach Faschismus, der sollte jetzt anfangen sich zu fürchten.
*„Die Massen lesen die ‚Kronen Zeitung‘, das heißt, sie hören sich selber beim Denken zu, ohne zu ahnen, dass man ihnen nur gibt, was sie immer schon gedacht haben, (…) sie freuen sich, dass es welche gibt, die sagen, was sie immer schon gesagt haben. So wird der Prozess des Denkens unterbrochen, ehe er noch beginnen kann.“ Elfriede Jelinek