Sein oder nicht sein,

das ist in den kommenden Wochen und Monaten für viele Selbständige die Frage. Das Bonmot, dass Selbständige immer selbst arbeiten und zwar ständig, trifft im Wesentlichen auf alle Kleinbetriebe zu. Alle, vom Bäcker bis zum Arzt, vom Elektriker bis zum Blumenhändler, dürfen nicht auf die Wochenarbeitsstunden schauen, denn da würden viele anfangen zu weinen, wenn sie daraus ihre Stundenlöhne berechnen. Es gibt für Selbständige üblicherweise keine geregelte Arbeitszeit. Nach Feierabend muss noch ein Angebot geschrieben werden oder die Steuererklärung ist fällig, und da fallen schon einmal Überstunden an, die man niemandem in Rechnung stellen kann. Urlaub machen heißt für Selbständige: Nichts verdienen, heißt Gewinnausfall. Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld sind Fremdwörter für Selbständige. Das alles dafür, dass man sein eigener Herr ist, oder, dass man es mit eigenen Ideen zu etwas bringen will. In Österreich gibt es zigtausende solcher Kleinbetriebe. In Wien allein gibt es 100000 Unternehmen mit weniger als 10 Angestellten. In den letzten zwei Jahren wurden allein in Wien 18000 Unternehmen gegründet. Sie sind das Rückgrat der Wirtschaft. Sie stellen das Heer der Dienstleister, der Nahversorger und Handwerker, ohne die eine arbeitsteilige Gesellschaft wie unsere nicht funktioniert. Darunter sind viele Start ups, die mit neuen Ideen und wenig Geld in die Selbständigkeit gehen, aber ihr Produkt oder ihre Dienstleistung erst am Markt etablieren müssen. Vielen davon fallen jetzt für Wochen die Einnahmen weg, während die Kosten für Miete, Warenlager, Personal, Bankzinsen, Steuern und Abgaben bleiben. Wie der Präsident der Nationalbank, Robert Holzmann auf die Idee kommt, zu verkünden, dass die Coronakrise einen Schrumpfungsprozess bewirken wird, der – so hat er es nicht gesagt, aber gemeint – alle finanziell schwachen Betriebe in den Konkurs und dadurch aus dem Markt drängen wird, ist mir ein Rätsel. Hat nicht gleichzeitig die Bundesregierung versprochen, gerade diesen Teil der Wirtschaft zu unterstützen? Oder ist das nur die Information fürs Publikum – Sprachregelung/ Message Control – und in Wahrheit ist anderes geplant? Diese Kleinbetriebe gehören nicht zu den großen Parteispendern. Werden wieder nur die Konzerne profitieren? 38 Milliarden Steuergeld sind sehr viel Medizin für krisenkranke Betriebe. Ob die auch an die richtigen Patienten in der richtigen Dosierung verteilt wird, ist noch vollkommen unklar. Nachdem es unser Steuergeld ist, sollten wir uns darüber Gedanken machen, wer das bekommen soll, denn bei einer missbräuchlichen Verwendung dieser Arznei kann es zu schweren sozialen Nebenwirkungen kommen.
Über Risiken und Nebenwirkungen informiert Sie übrigens Ihr Elektriker, Ihr Friseur und Ihr Blumenhändler….

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