Die große Flucht

Wenn man die Bilder in den Nachrichten sieht – man fasst es kaum, dass wir im 21. Jahrhundert mit all seinen Möglichkeiten leben. Tausende Menschen mit Kind und Kegel auf der Flucht. Der Zahnarzt aus Homs mit seinen zwei Kindern, der Schneidermeister aus Aleppo, der bis zum Schluss geglaubt hat, es muss doch bald wieder der Frieden kommen, mit dem Teil seiner Familie, der überlebt hat. Eine Krankenschwester, deren Arbeitsplatz zerbombt wurde. Junge Männer, die mit ihrer Ausbildung auf Jahre hinaus im vollkommen zerstörten Syrien keine Chance auf eine geregelte Arbeit haben werden. Eine Frau im Rollstuhl, von ihren Kindern bis an die slowenische Grenze gebracht. Eine Familie aus Afghanistan die nicht gewillt ist dem wiederaufflammenden Terror und den fundamentalistischen Ansichten der radikalen Taliban zu folgen. Sie alle sind auf und davon. Sie stehen frierend im Regen und übernachten im Freien, weinende Kleinkinder auf den Armen. Ihr Traum – Friede, Freiheit und ein kleines Stück normales Leben, ein kleines Stück vom Glück.

Und wir? Wir sitzen im Warmen und können uns nicht vorstellen, wie es ist, zuzusehen wie nach und nach um einen herum, alles was zur eigenen Kultur gehörte, in Trümmer geschossen wurde. Wie es ist, wenn jeder Schritt auf der Straße mit Lebensgefahr verbunden ist. Wenn man Nahrungsmittel nur noch auf geheimen Schleichwegen organisieren kann. Wenn Strom und Wasser ausfallen und die medizinische Versorgung schon lange zusammengebrochen ist. Wenn man täglich Angst hat, dass eines der Kinder in die Hände der IS Garden fällt, vergewaltigt oder in deren Kampftruppen gezwungen wird. Nein, wenn man im Warmen sitzt braucht man sich so etwas nicht vorstellen.

Denkverbot

Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes schreiben, etwas über wirkliche Terroristen. Nämlich über unsere Katzen und deren nächtliche Übergriffe im Schlafzimmer, wenn sie der Hunger überkommt. Weil ich der Meinung war, dass es in diesen Zeiten mehr zum Lachen geben sollte. Aber dann holt einen die Realität wieder ein. Die durch ein Arbeitsübereinkommen aneinander gefesselten oder sollte man sagen miteinander verschmolzenen Gruppen der österreichischen freiheitlichen Volkspartei (oder Volksfreiheitliche Österreichs?) oder wie immer man diese, von der Wirtschaft gewünschte und geforderte Populistentruppe jetzt nennen darf, hat gleich am Anfang ihrer segensreichen Geschichte gezeigt, welche Geistesgrößen das Land in Zukunft regieren werden. Der erste Rülpser, den die vereinigten Rechtskonservativen von sich geben: Ein Sprachverbot. In den Schulen wird nur mehr „Teutsch“ akzeptiert und in den Pausen ist es den Kindern verboten, in einer anderen Sprache zu kommunizieren. Alles, was man dafür an Argumenten anführen könnte, ist Schwachsinn. Den Kindern ihre Sprache im Umgang mit Gleichaltrigen zu verbieten führt zu einem Gefühl der Minderwertigkeit. Es bringt darüber hinaus überhaupt nichts hinsichtlich Spracherwerb, wenn man die Muttersprache verbietet. Das kann jeder Erziehungswissenschaftler bestätigen. Kein vernünftiger Mensch kommt heute in Mitteleuropa noch auf solche Ideen. Sogar die Türkei hat ein Verbot für die kurdische Sprache wieder aufgehoben, weil sogar die AKP zum Schluss gekommen ist, dass das nichts bringt. (Andererseits, die Slovakei, auch von Rechtspopulisten geführt, erlaubt ihren 5 Millionen Einwohnern ebenfalls nicht in fremden Zungen zu sprechen). Statt sich der Chancen und Möglichkeiten der Mehrsprachigkeit bewusst zu werden, fällt diesen Provinzkartoffeln nichts Gescheiteres ein, als Kindern das Sprechen zu verbieten. Nicht nur, dass es verfassungsrechtlich illegitim ist, es ist auch grenzenlos dumm. Aber es soll wohl zeigen, dass die Koalition der engstirnigen Nationalisten nicht gewillt ist, sich an rechtliche und gesetzliche Gegebenheiten zu halten. Was kommt dann als Nächstes? Ein Denkverbot??? Faktisch im gleichen Atemzug haben die strammen Burschen die Frauenquote eliminiert. Ein reiner Männerstammtisch, da fühlen sich die wackeren Biertrinker am wohlsten. Der Gerstensaft (eine ägyptische Erfindung) möge die Demokratie ( eine griechische Erfindung) zusammenhalten. Politik auf Stammtischniveau war immer schon ihre Stärke. Wohl bekomms!

Wer den Geist fürchtet, der redet vom Blut

In jedem von uns leben archetypische Figuren – der weise alte Mann/Frau, die gute Mutter, der Vater, der Märchenprinz, die Prinzessin etc. die uns unbewusst als Vorbild dienen, deshalb werden Kindern Mythen und Märchen erzählt, deshalb gehen wir ins Kino, ins Theater … daraus speisen sich ganze Kulturen. Diese Figuren in uns sind aber auch so etwas wie ein Initialzünder für bestimme Verhaltensweisen wenn sie angesprochen werden. (zb. in der Werbung: Was ist der Marlboro Mann anderes als der Märchenprinz, der einsam in die Welt hinauszieht um die schöne Prinzessin zu erobern und mit welch unglaublichem pecuniären Erfolg hat er das für Phillip Morris getan).
Wenn nun jemand auf dieser Klaviatur spielt und sich geschickt zum jugendlichen Prinzen hochstilisiert, zum einzigen Prinzen, ( Che ) der gegen die dunklen Mächte auftritt, der mit seinem jugendlichen Elan die Bösen vor sich hertreibt, dann hängen nur all zu schnell an ihm die Hoffnungen und Träume von Jugendlichen, die dann nur mehr die archetypische Kraft dieser Figur sehen und die Inhalte die damit transportiert werden nicht mehr hinterfragen. Solche Leute reden von Blut und Boden und Ehre und Vaterland und Volkstum etc.. und sobald das in den Köpfen ist, ist dagegen mit rationalen Argumenten kaum noch anzukommen, weil es sich mit den Mythen und Märchen zu einem vermeintlich tiefen Gefühl verbindet. Darum muss man dem entgegentreten. Jetzt, Sofort.
Da in jeder Gesellschaft eine gewisse Anzahl von Individuen existiert, die von irrationalen Ängsten beherrscht sind – sei es vor Spinnen oder kleinen Räumen oder vor dem Fremden – ist es für den Märchenprinzen einfach, diese Ängste zu instrumentalisieren, indem er sie verstärkt, indem er diesen Individuen eine ständige Bedrohung suggeriert, gegen die nur er mit seinen Werten als Retter auftreten kann. Damit hat man in der heutigen Mediendemokratie einen fixen und geschützten Arbeitsplatz im Parlament. Ist das aber Politik? Ist das ein Politiker? Nein natürlich nicht: Das ist jemand, der einen Politiker spielt, jemand, der mit einer gefälschten Eintrittskarte den Saal betritt und sein Publikum über seine wahren Absichten und Hintergründe und Hintermänner im Unklaren lässt.
Die Hoffnung, dass so jemand alleine dadurch, dass man ihn ignoriert wieder von der Bühne verschwindet, hat sich mehr als einmal als Illusion erwiesen.

Zwangsläufige Polaritäten, semantische Spitzfindigkeiten oder Denkfehler?

Islamisten  – Christen
Illegale Asylwerber –  legale Auswanderer
Multikulti-  Monokulti
Staatskünstler  – Dorfdilettant
Homo Lobby –  Heteromafia
Linke Schreihälse –  rechte Dumpfbacken
Asylbetrüger –  Staatsbürgerschaft gegen Parteispende
Links linke Gutmenschen –  rechts rechte Schlechtmenschen

kann beliebig fortgedacht werden

Das Foucaultsche Pendel

Der Verfasser obigen Romanes, übrigens eines meiner Lieblingsbücher, Umberto Eco, hat bei der Wiederwahl Berlusconis sinngemäß gesagt: Es ist wie bei den jungen Katzen, man muss ihnen erst ein paarmal die Schnauze in die Scheiße tauchen, bevor sie kapieren was gut und schlecht ist.
Jetzt hat das politische Pendel deutlich nach rechts ausgeschlagen. Eine Partei, deren Vorgänger schon einmal mehr oder weniger erfolgreich waren, hat wieder gepunktet und nicht zu knapp.
Dass die Regierungsbeteiligung der Vorgängerpartei im Bund und in Kärnten einen Skandal erster Güte verursachte und man im nachhinein festgestellt hat, überall, wo die Blauen sich eingenistet hatten, wurden krumme Dinger gedreht, wurde vergessen. Ob es der Hypo Skandal, die Part oft the game – Affäre mit Scheuch und seinen eingebürgerten Russen war oder die 220 000 Euro Abfertigung, die Martin Graf in Seibersdorf kassierte (zu Recht natürlich). Ob es der, zur ÖVP gewechselte, selbsternannte beste Finanzminister Europas und seine, nach wie vor virulenten Machinationen waren; die krummen Geschäfte seiner Freunde aus Haiders Buberlpartie, die von Saddam Hussein und Gaddaffi mit Geld versorgt wurden. Es stinkt immer noch und ist gerichtsanhängig. Aber in der Öffentlichkeit nicht mehr präsent. Vor allem unter den Jungen. Der Geruch nach Scheiße hat sich verzogen.
Der Mann der sich in den sozialen Medien zum Sozialrevolutionär stilisiert und das Andenken an Che Guevara missbraucht, um die Partei von diesen Durchstechereien reinzuwaschen, der Herr der Ringe, wie er wegen seiner umständehalber etwas vorgealterten Physiognomie auch tituliert wird, hat auf die Jungen eine ungewöhnliche Strahlkraft. So möchten sie auch sein. So fesch, so frech, so sozial, so öffentlich wie H.C. Zumindest vertrauen sie dem Bild, das die Parteiwerbung präsentiert. Eine Stütze des christlichen Abendlandes.
Aber um den großen Geldgebern der FPÖ, sowie dem Wirtschaftsflügel der Partei nicht zu missfallen, vertritt er keine soziale sondern eine neoliberale Politik. Privatisierungen, Kürzung der Pensionen, Privatisierung des Gesundheitssystems, Zwangsurlaub am ersten Krankenstandstag etc.* Bei gut einem Drittel der Parteifunktionäre handelt es sich um Akademische Burschenschaftler mit einem deutschnationalen Hintergrund. Karrieristen wie sie im Buche stehen, die mit der Arbeiterklasse so wenig gemein haben, wie der deutsche Schäferhund mit Tanzmäusen. Um diese Stützen der Partei nicht zu verlieren, darf er sich nicht von den starken Deutschnationalen distanzieren, dies kostet jedoch Wählerstimmen. Wählerstimmen, die der KarriereristInnenflügel der Partei möglichst schnell kassieren will, um eine erneute Regierungsbeteiligung zu ermöglichen. Man will ja an die Futtertröge. Um obige Leute aber zufrieden zu stellen, braucht man ein Feindbild, dass auch den Wählern zu pass kommt. Menschen mosaischen Glaubens – das geht nicht mehr. Obwohl in der einen oder anderen Publikation, im Dunstkreis der Partei, nach wie vor nicht obsolet. Also müssen die Ausländer diese Rolle erfüllen, die nachgerade dämonisiert werden. Natürlich kommt so eine Situation wie wir sie derzeit haben, den blauen Einpeitschern gelegen. Der Syrienkrieg mit einer Unzahl von Flüchtlingen – ein Geschenk. Schade, dass noch kein Syrer eine Österreicher erstochen hat oder zumindest ein klein wenig bestohlen, das hätte die Wahlergebnisse wohl noch signifikanter gestaltet.
Genereller Hintergrund ist aber ein kapitalistisch /neoliberales Denken, dass eher dem Großkapital verbunden ist als den Leuten die sie wählen. Die Partei stellt in Wahrheit langfristig ein politisches und physisches Gefahrenpotential für Migranten, Gewerkschafter, Linke und die Arbeiterbewegung generell dar. Warum aber gerade junge männliche Arbeiter diese Partei, die langfristig gegen ihre Interessen agieren wird wählen, bleibt eigentlich ein Rätsel. Die einzige Erklärung: Die PISA-Studie. Die Pisa Studie 2013 hat gezeigt, dass ¼ der Schüler in Österreich Schwierigkeiten beim Lesen hat. Demnach können 28 Prozent der 15/16-Jährigen nicht sinnerfassend lesen, bei den Burschen sind es gar 35 Prozent. Lesen ist die Alternative zur ausschließlichen Fernseh- und Medienkost. Eine differenzierte Meinung über die Vorgänge in der Welt bekommt man nicht bei den einschlägigen Internetseiten. Das hat die Verbreitung von dreisten manipulativen Lügen bei Facebook, nicht zuletzt durch FPÖ- Funktionäre gezeigt. Lassen wir das halt einmal gelten, sonst kann man es ja auch nicht wirklich verstehen, dass menschenverachtende Parolen auf politischen Plakaten wie zu Zeiten der NSDAP von den Österreichern einfach hingenommen werden ( z.b.Heimatliebe statt Marokkanerdiebe).  Dass die Agonie der SPÖ und ÖVP, die vollkommene Unfähigkeit den blauen Hetzparolen etwas entgegenzustellen natürlich auch das Pendel auf die rechte Seite schlagen lassen, liegt auf der Hand. Inwieweit sich aber die Menschen und deren Menschenbild und damit ihr Wahlverhalten selbst geändert haben und noch weiter ändern werden, in diesen Zeiten, der durch die Medien bestimmten Politik, ist wohl die am schwierigste zu entscheidende Frage
*www.facebook.com/SPOE.Oberoesterreich/photos/a.209175349094839.57830.208930355786005/1065824506763248/?type=3&fref=nf&pnref=story
*1 http://diepresse.com/home/bildung/schule/hoehereschulen/616566/Jeder-vierte-Schuler-kann-nicht-sinnerfassend-lesen

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit….

Die einzigen Konzepte, um die Realität zu überprüfen beziehungsweise ihr zu begegnen, sind Wissen und Glauben. Erstaunlich ist, dass im 21. Jahrhundert, einer Zeit eines ungeheuren Wissenszuwachses, der Glaube den Gang der Dinge bestimmt und nicht das Wissen. Alles, was wir derzeit an Katastrophen erleben, hängt weitgehend mit Glaubenssystemen zusammen. Statt auf Grund unseres Wissens Verständnis für Kulturunterschiede zu haben und Kooperation in den Vordergrund zu stellen, steht religiöser Fundamentalismus jeglicher Couleur einer offensichtlich immer kleiner werdenden Gruppe einer nachdenklichen Wissenschaftsgesellschaft gegenüber. Zu den religiösen Fundamentalisten zähle ich auch die Vertreter des abgehobenen und genauso engstirnigen Glaubens, dass der westliche Mensch und vor allem sein kapitalistisches Wirtschaftssystem die Krone der Schöpfung sei. Der religiöse islamische Fundamentalismus, der gerade eine ganze Region zerstört, beruft sich auf den Glauben, um unglaubliche Grausamkeiten zu rechtfertigen. Er hat sich zu einer Attraktion für eine verlorene Generation ungebildeter junger Männer entwickelt, die in der westlichen Kultur nicht Fuß fassen konnten oder deren gesellschaftliches Fortkommen auf Grund der autoritären religiösen Regime in ihren Heimatländern nicht viele Alternativen bietet.
Gerade dieser in den letzten beiden Jahrzehnten gewachsene Fundamentalismus hat sehr viel mit dem Neokolonialismus der Vereinigten Staaten, die inzwischen die ganze Welt und nicht nur Mittel- und Südamerika für ihren Hinterhof halten, zu tun. Und gerade in Amerika existiert ein ausgeprägter Fundamentalismus unter den evangelikalen Christen. Die große Mehrheit der Evangelikalen träumt von einem Staat, der ähnlich den islamischen Mullah – Republiken, den Normen ihres Glaubens zu folgen hat und im besten Fall von einem evangelikalen Prediger geführt wird. Die große Mehrheit der Evangelikalen ist gegen die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, gegen pluralistische Lebensstile, homophob, für die Todesstrafe und gegen staatliche Sozialmaßnahmen. Die Evolutionsgeschichte wird abgelehnt, es gilt nur als richtig, was in der Bibel steht. Ihre Einstellung ist nicht primär rassistisch, sondern vorwiegend ethnozentristisch: Einwanderer bedrohen durch ihre fremden Kulturen den „American way of life.“ Der islamische Glaube wird prinzipiell, nicht nur tendenziell abgelehnt. Die Terroranschläge in New York werden apokalytisch/ eschatologisch, als Vorzeichen des Anbruchs einer neuen Weltordnung interpretiert. Etwa 58 Prozent der weißen Evangelikalen in den USA glauben, dass Jesus bis 2050 wiederkehren werde. Darüber hinaus – wohl aus dem calvinistischen Schatzkästchen der Selbstüberschätzung entliehen – sind führende Vertreter der Evangelikalen der Meinung, dass Christus eine Vorliebe für reiche Steuerzahler habe und Eigentum ist für viele populäre Vertreter der Evangelikalen ebenso gerechte Privatsache wie die Erlösung, die den Reichen eher zukommt. Reichtum wird als eine persönliche Auszeichnung angesehen. Also – die Reichen sind die Guten und die Armen sind arm, auf Grund ihrer Sündhaftigkeit. Dass gerade diese Gruppe in Amerika großen Einfluss hat, liegt also nicht nur an ihrer Zahl, es handelt sich immerhin um mehr als ein Viertel der Bevölkerung  (26%), es passt auch zum kapitalistischen Menschenbild.                                                                                                  Die christliche neue Rechte der Vereinigten Staaten besteht mehrheitlich aus Evangelikalen. Vertreter sind beispielsweise:
James Dobson.  Dobsons Eltern waren reisende Evangelisten der „Kirche des Nazareners“ die in kleinen Städten des Südwestens Erweckungsveranstaltungen durchführten. Er studierte Psychologie und gestaltet eine  amerikaweit verbreitete Radiosendung zum Thema Familie und Erziehung. In seinem Buch  „Dare to Discipline“, betonte Dobson den Wert von Autorität in der Erziehung. Körperliche Bestrafung sollte jedem kindlichen Ungehorsam folgen und nicht etwa als letztes Mittel angewandt werden.
Franklin Graham, evangelikaler Pastor und Sohn von Billy Graham. Graham geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, als er nach den Anschlägen vom 11. September 2001 den Islam als „böse und teuflisch“ bezeichnete. Er war ein Befürworter des Krieges  gegen den Irak. Er sagte in einem Interview, er sehe es als Problem an, dass Präsident Barack Obama Sohn eines Muslims sei. Die Saat des Islam sei durch seinen Vater auf ihn übergegangen.

Nach George W. Bush, der ebenfalls den Evangelikalen angehört (von Gott geläuterter Alkoholiker), ist zumindest vorerst die politische Vorherrschaft weißer Christen zu Ende gegangen. Obama wurde mithilfe einer Koalition aus Minderheiten und nicht kirchlich gebundenen Bürgerinnen und Bürgern gewählt. 79 Prozent derer, die den Republikaner Mitt Romney wählten, waren dagegen weiße Christen, davon die Hälfte Evangelikale. Und sie formieren sich wieder gegen die Demokraten. Zu den Tea Party Anhängern, die mit zum Teil paranoiden, zum Teil rechtsradikalen Ideen Politik machen, zählen sich inzwischen 18 % aller Amerikaner.
Also so betrachtet, und ich denke, da werden mir auch religiös eingestellte Mitteleuropäer recht geben: Hüben wie drüben feiert die Irrationalität fröhliche Urstände. Auch Österreich bleibt davon nicht verschont. In meinem letzten Blogbeitrag habe ich mich mit den Heilsversprechen der selbsternannten Gesundheitsapostel und deren wirtschaftskämmerlicher Vertretung befasst. Diese Anerkennung durch eine Kammer (auch wenn es in Wirklichkeit nur um die Abschöpfung der Kammerbeiträge geht) gibt dem, was lediglich auf Wunschdenken und Glauben beruht, einen offiziellen Anstrich und dadurch Glaubwürdigkeit. Dasselbe gilt für Politiker, die im Fernsehen erzählen, dass sie zur Abwehr von Schaden einen Quarzkristall auf das Fernsehgerät stellen. Soviel Dummheit ist wirklich schwer zu ertragen.
Und Politiker, deren Ideologie auf Grundsätzen beruht, die mit der conditio humana nur ganz am Rande zu tun haben und die dann auch nur für den arischen Teil der Bevölkerung gelten, sind mir sowieso höchst suspekt. Vor allem dann, wenn deren Parlamentsclub offiziell von einer Wahrsagerin beraten wird und der Chef der Partei an Chemtrails und Kornkreise glaubt. Wenn er dann auch noch den Einfluss der Ausländischsten aller Ausländer, nämlich der Ausserirdischen in diesem Zusammenhang nicht unbedingt in Abrede stellt, stellen sich bei mir die Haare auf. Die FPÖ ist in Hinsicht auf fundamentalistisches und esoterisches Glaubensgut ein wahrlich herausragender  Vertreter all der Gruppierungen, die noch nicht in der Neuzeit angekommen sind. Ja, es scheint, dass  sie nicht einmal die Zeit der Inquisition und der Hexenprozesse hinter sich gelassen haben.
Aber wir werden sehen. Übermorgen ist in Oberösterreich Wahlsonntag. Ob der Clash of Civilisations schon bevorsteht ?

Diplomierter und zertifizierter Wundertäter

Das letzte mir persönlich zu Ohren gekommenen Wunder, steht in Zusammenhang mit der am  3. Oktober 2004 erfolgten Seeligsprechung des letzten österreichische Kaisers Karl I. durch Papst Johannes Paul II. Schon im Jahr 2003  wurde vom Vatikan offiziell ein Wunder anerkannt, das nach den Bestimmungen der römisch-katholischen Kirche als Nachweis der Heiligmäßigkeit gefordert wird: Im Jahre 1960 soll die polnische Ordensfrau Maria Zita Gradowska von Geschwüren an ihren Beinen auf wundersame Weise geheilt worden sein, nachdem sie im Gebet zu Kaiser Karl um Fürsprache gefleht hatte.

Dahinter steht etwas was man heute Lobbying nennt. Bereits ein Jahr nach dem Tod des Exkaisers 1922, bildete sich eine Bewegung zu seiner Heiligsprechung, auf Initiative des christlich-sozialen Nationalratspräsidenten Wilhelm Niklas, der später von 1928-38 das Amt des österreichischen Bundespräsidenten innehatte. Seit 1925 wurden in der Erzdiözese Wien Zeugenaussagen und biografische Details zum Leben des Kaisers gesammelt, die als Grundlage für eine Unterbreitung des Anliegens im Vatikan dienen sollten. Das heißt, die Kaisertreuen fielen dem Vatikan so lange auf die Nerven bis der Papst nachgab und pragmatischwerweise das Fußleiden der Maria Zita Gradowska als Anlass nahm, den Fall endlich ad akta legen zu können. Den von Kaiser Karl I. geduldeten   Giftgaseinsatz mit den heiligen Gasminenwerfern in der 12. Isonzoschlacht 1917 hat man wahrscheinlich einfach übersehen. Vielleicht hat man es aber auch als  Wunder betrachtet, dass in der Naklo Schlucht nicht mehr  als 5600 Italiener am Grünkreuzgas krepiert sind, oder weil das  Massaker am Karfreitag stattgefunden hat und am Todestag des Herrn so viele katholische Seelen zum Himmel aufgefahren sind.

Und außerdem, man weiß in diesen Kreisen ja nie wer geht und wer womöglich eine Wiederauferstehung feiert. Bei den derzeitigen schattenhaften politischen Führungskräften in Österreich wundert es mich schon lange, dass der Schrei: Wir wollen unseren Kaiser wieder haben, nicht lauter erschallt  – nein die FPÖ muss es sein. Also wenn ich die Wahl zwischen den beiden hätte, ich wüsste, wen ich bevorzugen würde, schon wegen der Prinzessinen.

Aber wie immer geht es eigentlich um etwas ganz anderes, allerdings auch um Lobbying und Wunder. Heute hat mir die Post den Energetik Guide 2015/16 beschert. Herausgegeben von Ing. Rudolf Andreas Cuturi /OÖ.Nachrichten offensichtlich in Zusammenarbeit mit der oberösterreichischen Wirtschaftskammer. Darin wird nicht nicht nur erklärt, wie die gewerblich erlaubten Methoden der Energetiker wirken – nämlich nicht unmittelbar auf physisch-materieller Ebene, sondern auf der sogenannten energetischen Ebene – es werden  auch alle oberösterreichischen Energetiker mit Rang und Namen angeführt.

Nun, als naturwissenschaftlich, an einer österreichischen Hochschule ausgebildeter Mensch, fragt man sich natürlich sofort : Was ist diese energetische Ebene? Die Antwort wird geliefert, ist einfach und geradlinig und nichtssagend: „Die energetische oder feinstoffliche Ebene umfasst sämtliche Energien und Informationen, die uns umgeben und durchdringen. Dabei wird zwischen Informationsebene und verdichteter Informationsebene unterschieden. Letztere beinhaltet  die Ebene der Chakren, Meridiane und der Aura, also genau jene Bereiche, in denen Menschen dabei unterstützt werden, Energieblockaden zu lösen und wieder in Balance zu kommen.“ Was erstere, nämlich die Informationsebene beinhaltet, wird nicht berichtet, ich werde schlaflose Nächte haben, um dieses Räsel zu lösen.

Kennen Sie sich jetzt aus?? Wenn nicht, dann sind Sie wahrscheinlich nicht in Balance. Da gäbe  es  beim Wirtschaftsförderungsinstitut eine Ausbildung zum Human- und Tierenergetiker und Lebensraumconsultant. Wär das vielleicht was für Sie. Wenn man der Broschüre weiter folgt, dann geht einem auf, das ist ein neuer Berufsstand mit unerhörten Chancen. Alleine die Titel, die diese Menschen führen, sind ehrfurchtgebietend.

Da gibt es Dipl. Prana Energie Therapeuten, die gleichzeitig Dipl.Viasana Präventionsberater sind. Eine Bowen – Technik – Practitionerin mit dem Zusatzfach: Yogalehrer nach spiraldynamischen Prinzipien.  Eine andere macht Bodytalk- Herzensarbeit  (da fühl ich mich schon eher angenommen).  Neben Kinesiologen , Gesundheits – Schlaf und Wohlfühltherapeuten, gibt es energetische Hausreiniger (sic!)(Staubsauger ?),Gehirnintegrationskinesiologen, diplomierte Radioniker, Numerologen, schamanisch ausgebildete Heiler, Cranial Fluid Dynamiks Therapeuten und Dipl.Lebensraumconsultanten , holistische Farbberater, Licht und Elektrobiologen. Dann gibt es Leute, die sich mit pentalogischer Klang-Energetik befassen. Andere sind Consultant nach Three in One Concepts TM. Natürlich fehlen auch Auraarbeiter und Immobilien-Schamanen nicht, die sich womöglich zusätzlich mit Raumdialog befassen. Mabi Lebensart Feng Shui,  bleibt mir allerdings ebenso ein Geheimniss, wie Craniosakrale Omnipathie für Tiere.                                       Aus meinen spärlich verbliebenen Lateinkenntnissen kann ich mir aus Omnes und Pathie allerdings herleiten – alles krank oder – alle Krankheiten. Wahrlich ein gehobener Anspruch an eine Methode.

Nun, man muss die Breitbandplacebotherapie ja wohl irgendwie in geordnete Bahnen lenken und dankenswerter Weise erbarmt sich die Wirtschaftskammer dieser Methoden denen es gelingt,  aus frei im Raum schwebenden Informationen oder aus solchen die uns umgeben oder durchdringen, Geld zu machen.  Vielleicht sollte ich aber meine mir vorgeschriebene Fortbildungsverpflichtung von 100 Stunden in 3 Jahren freiwillig ausweiten und neben der Allgemeinmedizin auch noch ein wenig über die fünf Elemente Praxis oder Holistic Pulsing lernen. Auch der schamanischen Integration könnte ich womöglich etwas abgewinnen und in der Folge in meiner Ordination, die ich dann als ganzheitliches Energiezentrum führe,   mit Körperkerzen arbeiten. Amen

Hadrians Wall

Vermutlich um das Jahr 121 n.Chr. hat der römische Kaiser Hadrian, auf einer seiner ausgedehnten Inspektionsreisen, England besucht. Eines der Hauptprobleme, so werden ihm seine Legaten berichtet haben, bestand  zu der Zeit darin, dass sich schottische und irischstämmige Einwanderer, einen Pfifferling um die von den Römern gezogenen  Grenzen scherten. Deren Überschreitung, aus welchen Grund auch immer,  duldeten die Römer aber nicht.  Es gab zwar einen tolerierten, kleinen Grenzhandel, aber da kamen ja oft ganze Völkerscharen -Tausende. Genau wie heute auf der ganzen Welt, gab es in den nördlichen Regionen der Insel ständig Streitigkeiten und Kämpfe, Vertriebene, und Hungernde und andererseits beständig kriegerische Angriffe auf römische  Siedlungen. Die Pax Romana wollten die schottischen  Clans nicht akzeptieren, denn das hätte den Verlust der Freiheit und die Unterwerfung unter das römische Joch bedeutet. Kurzerhand ordnete Hadrian deshalb an, dem ganzen ein Ende zu bereiten und eine Mauer quer durch England zu bauen. Sie reichte von Newcastle bis zum Solwey Firth. Etwa dort, wo heute noch die Grenze zwischen Schottland und England liegt wurde eine 4,5 Meter hohe und bis zu 4 Meter breite Mauer aufgezogen. Sie war 73 Meilen lang mit Wachtürmen und Fortifikationen versehen und teilte England an seiner  schmalsten Stelle in zwei Teile. Bauzeit: 7 Jahre  – von 122 bis 128 n.Chr. Sie ist zu einem beträchtlichen Teil heute noch erhalten, als Zeugnis für den Triumph des Willens.

Aber jezt komme ich zum Punkt: Wenn die Römer das konnten……..    genau!

Für alle, die sich momentan von einer Flut von Flüchtlingen bedroht fühlen (übrigens Gott sei Dank lauter  unbewaffnete – bis auf jeweils ein Handy) wäre das doch die Gelegenheit,  ihre überragende Intelligenz  und Schaffenskraft   dafür einzusetzen,   den Römern mal zu zeigen was eine Harke ist. So ein Grenzwall – die Ungarn denken ja schon daran – sollte mit heutigen Mitteln ja wohl rasch zu bewerkstelligen sein. Ich hab dafür auch schon einmal ein wenig Daten erhoben, um den österreichischen Grenzraum adaequat und plangemäß abzusichern. Die Durchführung des Bauvorhabens sollte in der Hand national gesinnter Kräfte rasch und effizient erfolgen können. Zu denken wäre an die Einbeziehung der jugendlichen und sonstigen Arbeitslosen, womit man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte. Eine Art Reichsarbeitsdienst, der  die Kräfte unter der Aufsicht   sozial und heimatlich gesinnter   Fachleute bündelt, sollte erwogen werden.

Aber jetzt zu den Details : Der Grenze zu Ungarn, muss man  derzeit wohl Prioritätsstufe I geben. Wenn man sie ein wenig begradigt ist sie rund 94 Meilen lang. Der Steinbruch in Margarethen wird wohl nicht ausreichen für das  Baumaterial. Aber man  muss ja nicht gleich 4, 5 Meter hoch bauen. Zudem kann man ja heute eine Menge mit Elektronik machen. Die Spezialisten von der Alpen Donau.info  können da sicher etwas beitragen. Tschechien ist ein wenig schwieriger und ich mach mir wirklich Sorgen, ob man das in einer passablen Zeit durchziehen kann. Das sind schon gut 147 Meilen. Aber die Tschechen sind sowieso westlich  der Slowakei ( gemeinsame Grenze  43 Meilen) und die sind mindestes so xenophob wie Österreich. Wenn man sich einmal anschaut, wie die mit ihren Zigeunern umgehen, braucht man an dieser Grenze wohl kaum mehr als ein paar Zivildiener zum Grenzschutz.. Die Grenze nach  Slovenien dicht zu machen ist auch nicht ohne: 116 Meilen. Italien würd ich vorerst  nicht vordringlich sehen und  ist mit 170 Meilen auch recht aufwendig. Die Italiener sind sowieso, zumindest was die Bewirtschaftung des Mittelmeeres hinsichtlich der Flüchtlinge betrifft, recht tüchtig. Die Schweizer Grenze sollte offen bleiben, man weiss ja nie, wohin einen die Sehnsucht einmal führt. Und Deutschland ist ja quasi unser Hinterhof und Nachschubbasis, ein Raum aus dem zumindest zur Zeit keine Gefahr droht. Das wärs auch schon. Nein Lichtenstein hab ich übersehen. Gemeinsame Grenze 17 Meilen. Das wär nicht wirklich viel. Wenn da nicht soviel österreichisches Geld gebunkert wäre, könnte man da einmal probeweise zu bauen beginnen.

Morgenspaziergang in der East London Street

Parkplätze sind rar in Edinburgh und die wenigen sind für die Anwohner reserviert. Darum muss ich am Montagmorgen  um acht Uhr aufstehen und den Parkplatz vor dem Haus räumen. Zwei Straßen weiter gibt es einen Dauerparkplatz – Geheimtipp von Norman – dem Inhaber von Ramsay’s B&B, der mich fürsorglich weckt und mir ausrechnet welche Differenz  zwischen jetzt Aufstehen und Weiterschlafen liegt. So an die 30 Pfund sind für Falschparken fällig. Auf dem Rückweg bleibe ich, vom Lärm angelockt, vor der Grundschule stehen. Es ist der erste Schultag in Schottland nach den Ferien und auf dem Schulhof herrscht reges Treiben. Während am gußeisernen Gitter, das den Hof vom Gehweg  trennt, angeleinte Promenadenmischungen einander beschnuppern, hüpfen drinnen Erstklässler wie hyperaktive Flöhe herum. Väter und Mütter unterhalten sich angeregt. Erst beim zweiten Blick wird mir bewußt was ich sehe: Hier sind mindestens fünf verschiedene Rassen vereint. Eine kleine Inderin zeigt der rothaarigen Schottin gerade ihre neuen Schulsachen. Auf den Kletterstangen turnen drei kleine Buben herum, einer braun, der andere schwarz und der dritte japanischer Herkunft. In dem Gewimmel auf dem Platz ist die Verteilung ähnlich und als ich meine Aufmerksamkeit auf die anwesenden Erwachsenen lenke, sehe ich ebenfalls unterschiedlichste Hautfarben. Norman scheint etwas verwundert als ich ihn frage – hier ist das selbstverständlich. Eine kleine Begebenheit fällt mir ein, die mir neulich jemand erzählt hat: Auf die Frage, ob es im Kindergarten auch  Ausländer gibt, hat ein fünfjähriger Bub seinen Vater nur  verständnislos  angesehen und dann gesagt: „Nein, bei uns gibt es nur Kinder.“

Familiäre Prägung

Ich stamme aus einer Familie linker Sozialutopisten. Alle waren irgendwie im Sozialbereich tätig, als Sozialarbeiter, in Krankenhäusern, oder zumindest bei einer Sozialversicherung tätig. Das heißt – nach herrschender Meinung – keiner hatte eine anständige Arbeit. Angefangen hat dieser Nonkonformismus in gewisser Weise mit meinen Großvätern. Der eine konnte sich, bevor er als Bauer sesshaft wurde, lange nicht zu einem soliden Lebenswandel durchringen, sondern fuhr als Stewart auf den Schiffen der Hamburg – Amerika Linie. Das war damals, vor dem ersten Weltkrieg, ziemlich mutig und ziemlich ungewöhnlich für einen Bauernbuben aus einem oberösterreichischen Dorf. Der andere Großvater war subversiv zu einer Zeit als Subversivität das Leben kosten konnte. Und er kam oft in gewaltige Schwierigkeiten. Er war Schmiedemeister und wurde wegen seiner offensichtliche Ablehnung der NSDAP immer wieder von den braunen Ortsbonzen und der SA besucht. Anlässlich eines solchen Besuches wurde er gefragt, ob er den Stürmer abonniert habe. Was er freudig bejahte, denn, so fügte er hinzu, der brenne so gut, den brauche er zum Anzünden der Esse in seiner Schmiede. Sie haben ihn ziemlich verdroschen.
Mein Vater war dann der erste rote Gemeinderat im Dorf. Ein Sozialist in einem Bauerndorf, das nach Austrofaschismus und Hitlerfaschismus von der ÖVP okkupiert war. Das ging auch an uns Kindern nicht spurlos vorüber. Als rote Kröte wurde ich von ein paar Kindern in der Schule beschimpft und angespuckt. Da ich aber ziemlich wehrhaft war und vor allem unglaublich jähzornig, habe ich einem der Oberstänkerer eine Tracht Prügel verabreicht, an die er sich heute noch erinnert und ihn anschließen noch im Dorfbach gewässert. Damit war die Debatte vorerst beendet und die Sozialdemokratie auf den Weg zur Akzeptanz gebracht.
Wenn man so aufgewachsen ist, mit diesem ganz bestimmten Blick auf die Dinge der Welt und darin auch noch ständig von den Nahestehenden bestärkt wird, dann darf es nicht wundern, dass man in der Asyldebatte einen anderen Standpunkt bezieht wie die FPÖ und deren Publikum. Dann sieht man all die Lügen und Ausreden und Schuldzuweisungen, all das, was gerade jetzt in Traiskirchen den Menschen, die sich vor Mord und Totschlag in Sicherheit gebracht haben zugemutet wird, wie durch ein Vergrößerungsglas.
Andererseits gibt es in Österreich Menschen, denen es auch nicht gut geht, aus welchem Grund auch immer. Solche die das Gefühl haben, irgendwo und irgendwie zu kurz gekommen zu sein. Kurz, Menschen, denen das Leben übel mitgespielt hat. Eigentlich müssten diese am meisten Mitgefühl für Flüchtlingen aufbringen. Sonderbarerweise ist beim Großteil dieser Bevölkerungsgruppe genau das Gegenteil der Fall. Der Grund dafür ist, dass politische Gruppen nicht davor zurückschrecken, das Elend der einen gegen die Not der anderen auszuspielen, um damit ihre eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. In Wahrheit sind die Kosten, die Österreich für die Flüchtlinge aufbringt im Vergleich zu den Kosten, die die FPÖ Landesregierung mit der Hypo in Kärnten verursacht hat, ein Pappenstiel, damit hätte man 1 Million Flüchtlinge wahrscheinlich zweihundert Jahre lang durchfüttern können. Von einer ungeheuren Chuzpe zeugt es, dass gerade diejenigen, die in direkter Linie von dieser Baggage abstammen, jetzt die allerschlimmsten Hetzer sind. Aber für die meisten Österreicher ist klar, dass diese Gruppe nichts anderes tut, als aus einem Klassenkampf einen Kulturkampf zu machen und die Stimmen derer, die sich von ihrem Geschrei Angst machen lassen, als bequemes Vehikel zu Geld, Macht, Einfluss und einer Staatspension verwenden wollen. Sorgen mache ich mir allerdings um die, denen das nicht klar ist. Das wird ein schlimmes Erwachen, wenn sie einmal sehen, dass sie denjenigen, die sie mit ihrer Stimme an die Macht bringen, in Wirklichkeit genau so gleichgültig sind, wie die Flüchtlinge in Traiskirchen